Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Zwölfte Generation: Hannover und Preußen

Sohn Johann Friedrichs II.: Carl August II. ( W.187 )
Söhne Joachim Ludolfs : Joachim Werner IV. (W. 190), Joachim Friedrich IV. (W. 191)

Carl August II. v. Alvensleben (1698-1746)

Zum Erbteil, das der Minister Johann Friedrich II. seinem zweiten Sohn, Carl August II. (1698–1746) hinterließ, gehörte auch Calbe. Der älteste Sohn, Rudolf Anton, wie sein Vater Großbritannischer Geheimer Staatsminister, erhielt Neugattersleben und Randau. Die beiden jüngeren Brüder, die ebenfalls in hannoversch-englischen Diensten standen, Hundisburg. Carl August II. war hannoverscher Kammerrat und mit Dorothea Magaretha v. Hattorf vermählt. Er vereinigte drei Vorwerke von Calbe mit ihren Zubehörungen in seiner Hand. Das „Asseburgische“ fiel ihm in der Erbaufteilung 1727 zu, das „Neue“ löste er zur Hälfte von den Krosigks wieder ein, das „Alte“ mit Plathe, Groß Engersen und dem Anteil am Burglehen zu Salzwedel erhielt er 1735 nach dem Tode Ludolfs XVII. Das Neue Vorwerk wurde als Hauptwirtschaftshof ab 1730 in Eichenfachwerk neu erbaut, wie es heute noch steht, und das „Calbische Wohnhaus in bessern Stand gesetzt“.

Carl Augusts einziger Sohn, Johann Friedrich VI. (W.212) starb 1761 zwanzigjährig an den Blattern. Sein Gesamtbesitz fiel seinem Onkel Johann Friedrich III., Kurhannoverschen Generalmajor, Oberhauptmann und Landdrosten (W.188) zu. Dessen Erbe wurde 1768 (resp. nach Verlosung 1773) der Großbritannische Geheime Staatsminister Johann Friedrich Carl., des Ministers Rudolf Anton ältester Sohn.

Neben dem vereinigten Besitz Carl Augusts II. bestand nun in Calbe nur noch das „Große Vorwerk“, das zwei Brüdern auf Calbe–Roda gehörte, die preußische Offiziere waren.

Durch Los fiel der Besitz, zu dem auch die Wustrowischen Lehnsstücke zählten, 1733 Joachim Werner IV. (1697–1741) zu, der es vorher schon mitsamt der Hälfte von Kloster Roda gemeinsam mit seinem Bruder besessen hatte. Geboren in Calbe, stand er bis etwa 1723 als Leutnant im Preußischen Kürassier Regiment Prinz Gustav von Anhalt-Dessau, und vermählt sich 1731 zu Kloster
Johann Friedrich III. v. Alvensleben (1699-1768)
Roda mit Anna Gottliebe v. Loe, Tochter des Johann Moritz auf Overdiek, Grafschaft Mark, und der Hedwig Elisabeth v. d. Bussche. Elisabeth v. d. Bussche war eine Tochter Clamors auf Ippenburg, Lohe, Haddenhausen und der Anna Lucia v. Münchhausen zu Leitzkau und Wendlinghausen. Der Bruder Anna Gottliebs v. Loe, Friedrich Moritz v. Loe, preußischer Oberwachmeister (gest. 1743), war vermählt mit Susanna Sophia v. Alvensleben, verwitwete v. Rabiel. 1765 ist Anna Gottliebe als Witwe zu Calbe gestorben. Joachim Werner starb bereits 1741 iund wurde in der Kirche in Calbe beigesetzt. Vom Leben dieses Ehepaares handelt ein historischer Roman Moritz v. Kaisenberg, die „Memoiren der Baronesse Cécile de Courtót“. Das einzige Kind, Sophia Elisabeth Philippine (1732–1804), vermählt 1750 mit Friedrich Wilhelm v. Lüderitz, Kgl. Preuß. Obersten und Landjägermeister auf Schöneberg und Herzfeld (Kreis Osterburg), behielt nach ihres Vaters Tode Calbe–Großes Vorwerk „ex jure retentionis“ mit ihrer Mutter gemeinschaftlich und nach deren Tode allein. Der Bruder ihres Vaters, Johann Friedrich IV. (W.191), Major im preußischen Leibregiment zu Pferde, suchte ihr das Gut auf dem Prozesswege wieder abzugewinnen. Weil er aber mit Joachim Werner einen Lehnstamm darauf errichtet hatte, wurde das Große Vorwerk „allen Widerspruchs der ganzen Familie ungeachtet, welche ihre Mitbelehnschaft daran geltend zu machen suchte, der Nichte zugesprochen“, der Onkel dagegen mit dem Lehnstamm abgefunden. Damit ging dies alte Besitztum den Alvensleben verloren, und seitdem gab es zwei Rittergüter in Calbe. Die letzte Entscheidung des Rechtsstreits scheint jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgt zu sein. Jedenfalls erscheinen in Separationsprotokollen um 1800 noch „Litiskuranten“ des Namens Alvensleben als Vertreter des Großen Vorwerks. Die Gesetzgebung der napoleonischen Zeit, die das Lehnsrecht aufhob, erledigte endgültig alle Ansprüche der Alvenslebenschen Lehnsfolger.


mit freundlicher Genehmigung, entnommen der Chronik "Die Alvensleben in Kalbe - 1324-1945" von Dr. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor verfasst 1920-1960 bearbeitet von Prof. Dr. Reimar v. Alvensleben

   
  
 

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