Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Sechste Generation Letzte Bekenner der römischen Kirche, 1496–1548

Söhne Ludolfs IV: Ludolf VI. (W.80), Victor I (W.81), Abrecht VII. (W.82), Busso VIII. (Busso I. v. Havelberg) (W.83), Gebhard XVII. (W.84)
Söhne Bussos VII: Ludolf VII. (W.85), Konrad II. (W.86), starben aus.
Söhne Gebhards XVI: Johann X. (W.87), Victor II. (W.88), Busse X. (W.89) (Bischof Busso II. v. Havelberg), starben aus.

Siegel von Vicke I. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt II)
Siegel von Albrecht VII. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt II)
Siegel des Bischofs Busso I. von Havelberg
(Quelle: Mülverstedt II, Tab 3)
Siegel von Vicke II. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt II)

Aus dieser Generation gingen zwei Bischöfe hervor. Beide hießen Busso, beide bestiegen den Stuhl von Havelberg, waren Söhne zweier Brüder. Beide Mütter entstammten dem Geschlecht der Bülow, beide wurden wahrscheinlich auf Burg Calbe geboren und in der Burgkapelle getauft.

Die fünf Söhne Ludolfs IV., des „Tüchtigen“, der 1476 gestorben war, teilten 1500 ihren Anteil an Calbe und Hundisburg. Der Älteste, Ludolf VI., starb – wie Zarnack berichtet – als Inhaber der Ritterwürde, schon Ostern 1477 im „Goldenen Arm“ zu Magdeburg und wurde im Kloster Neuendorf beigesetzt, wo Gebhard XXV. v. Alvensleben der Verfasser der Stemmatographie, im 17. Jahrhundert noch sein Denkmal sah. 1487 verlegten die Brüder, die bis dahin den Ludolfsbau auf der Burg Calbe bewohnt hatten, ihren Sitz nach Hundisburg. Gemeinsam besaßen sie die Höfe zu Kahrstedt und Schenkenhorst.

Victor I. dessen Vorname aus der mütterlichen Familie stammt, begründete das Gut in Vienau, „fand Gefallen an dem Orte“ und hat in späteren Jahren dort gewohnt. Das ihm von Fritz v.d. Schulenburg verpfändete Dorf Hohenwarsleben übernahm sein Bruder Gebhard XVII. Victor war vermählt mit Ursula v. Marenholtz, deren Mutter eine Weferlingen war; er starb 1510. Sein Stamm endete mit seinen beiden Söhnen. Die Tochter Anna heiratete Lüdeke v. Maltzahn auf Grubenhagen und Radumb in Mecklenburg.

Albrecht VII., vermählte mit Ölgard, Tochter des Eliaz v. Blücher und einer Klitzing, machte bei einem Verwandten, Reimar v. Blücher, hohe Schulden (2200 Gulden). Etwa 1513 ereilte ihn das Geschick, von einem Zimmergesellen erschlagen zu werden.

Achaz I. und Eliaz I. waren seine Söhne. Die älteste Tochter heiratete Thomas Grote, Lüneburgischen Rat und Großvogt zu Celle auf Breese, Stillhorn und Klötze, die zweite, Cordula, Asche v. Neindorf, Domherr zu Havelberg, die Dritte Ludolf v. Marenholtz auf Hattdorf. Bischof Busso I. von Havelberg, vierter Sohn Ludolf IV., widmete sich den Wissenschaften, studierte in 1476 in Rostock, 1477-78 in Leipzig und ab 1480 in Bologna"1" , wo er 1484 die damals seltene Würde eines Doktors beider Rechte erlangte. Er war damit wohl der erste Alvensleben der studierte und promovierte. Auf Empfehlung des Kurfürsten Johann Cicero wählte ihn das Havelberger Domkapitel zu Beginn des Jahres 1487 zum Bischof. Der Papst bestätigte ihn am 30. Juli des gleichen Jahres"2" . 1488 entbot er seinen Vetter Gebhard auf Gardelegen, ihm „in blanker Rüstung“ bei einer Beratung mit den Herzögen Magnus und Balthasar von Mecklenburg zu assistieren. Im gleichen Jahr erließ er eine Verordnung über die Feier der kirchlichen Festtage.

Bischof Busso I. wird nachgerühmt, er sei ein „höchst milder und wohlwollender Prälat“ gewesen"3" . Als gerecht und weise geltend, verstand er es, die Streitigkeiten, die ihm sein Vorgänger Wedigo zu Putlitz hinterlassen hatte, zu beenden. So gab er mit einer Urkunde vom 4. Mai 1488 dem Rat der Stadt Wittstock das Recht zurück, die Gilden und Gewerke zu bestätigen. An Staatsgeschäften des Kurfürsten nahm er beständig teil. So stand er an der Spitze der Kommission, die 1488 einen Vertrag mit dem Herzog von Lüneburg über gemeinsame Aufrechterhaltung des Landfriedens abschloss. Vom Papst 1490 zum Richter über Salzwedeler Patrizier bestellt, die vom Verdener Bischof wegen Gewalttätigkeiten gebannt worden war, wusste er die Sache in Güte beizulegen. In Abstimmung mit den Herzögen von Mecklenburg ging er gegen das Räuberunwesen vor. So schrieb er am 13.12.1492 an die Herzöge Magnus und Balthasar von Mecklenburg, ihm sei jede Räuberei leid; er bitte um Angabe der Täter und deren Beschützer. Einer derselben sei schon in Wittstock hingerichtet worden. Am 17.5.1493 genehmig>te er den Bau der Siechenhauskapelle in Neuruppin und deren Nutzung als Gotteshaus.

Grabstein Bischofs Busso I von Havelberg
hinter dem Altar des Doms zu Havelberg

Nur sieben Jahre hat Bischof Busso regiert. Er starb sehr jung am 13. Oktober 1493 und wurde im Dom zu Havelberg beigesetzt, wo sein Grabstein hinter dem Hochaltar noch zu sehen ist. Der Stein war 1882 noch verschollen und wurde dann - so Mülverstedt (III, 1885, S. 583) - „mit argen Beschädigungen … außerhalb des Kirchenschiffes umgewendet und beiseite (!) gestellt aufgefunden. Er wird, obschon er einem der hervorragendsten Kirchenfürsten der Mark gilt, bei der Restauration des Havelberger Doms so stark beschädigt worden sein, da früher die jetzt fehlenden Theile der Umschrift vorhanden und gelesen wurden. Man erblickt den Bischof, das Haupt mit der Insul bedeckt, unter einem spätgotisch ornamentierten Portal oder Baldachin stehend in ganzer Figur, in der Rechten den Hirtenstab, mit der Linken das Evangelienbuch an die Brust drückend. Zu seinen Füßen zeigt sich an der rechten Seite des Bischofs der Wappenschild des Stifts Havelberg (zwei gekreuzte Bischofsstäbe), an der linken Seite der Alvenslebische Schild mit dem Wappen in der heute üblichen Form (zwei volle Querbalken mit den Rosen).“
Die lateinische Umschrift in altdeutschen Minuskeln lautet:
Anno Domini M. CCCC. XCII. XII. Octobris obiit reuerendus in Christo pater et dominus Busso de Aluensleue, huius ecclesie episcopus, cuius anima requiescat in pace.

Gebhard XVII., der jüngste der Brüder, setzte das Haus als Einzigster dieser ganzen Generation fort und wurde Stammvater aller Schwarzen Alvensleben. In seinem Testament sagte er, dass er sein Vermögen größtenteils mit Ritterdiensten, Arbeit und Fleiß erworben habe. Er gehörte zu den Kriegsobersten dieser Epoche, die große Vermögen zu erwerben verstanden. Als Braunschweig 1492 von den Wolfenbütteler Herzögen belagert wurde, war Gebhard mit Brandenburgischen Hilfstruppen dabei. 1499 warb er ein Regiment von Söldnern für Kaiser Maximilian I. an. Außerdem hatte Kurbrandenburg zum Feldzuge des Kaisers gegen die Schweizer ein Kontingent zu stellen. Die Herren v. Alvensleben erhielten Befehl, acht reisige Pferde mit geharnischten Knechten und zwei Führer aus ihren Reihen aufzubringen.

1512 gab Gebhard auf einen Turnier Kurfürst Joachims I zu Neuruppin Beweise seiner ritterlichen Geschicklichkeit und Körperkraft. Später ernannte ihn der Kurfürst zum Brandenburgischen Rat und Landeshauptmann der Altmark. Von 1526 erscheint er in den Urkunden auch mit der Würde eines Erzbischöflichen Magdeburgischen Rats und Amtshauptmanns zu Wolmirstedt bekleidet, die ihm Kardinal Albrecht v. Brandenburg, Gönner und Freund der Alvensleben, verlieh. Wolmirstedt war eine bevorzugte Residenz der Erzbischöfe. Ernst v. Sachsen, bekannt durch sein Grabmal von Peter Vischer im Magdeburger Dom, hatte die Burg großartig ausgebaut, die noch stehende Schlosskapelle errichtet, und hielt bis zu seinem Tod 1513 häufig dort Hof. Die Inventarien der prächtigen Einrichtung, die dort im 16. Jahrhundert vorhanden war, sind uns erhalten.

Anteile an Burg und Vorwerk Calbe, an Hundisburg und Eichenbarleben bildeten Gebhards Erbbesitz. Seine Hälfte von Hundisburg verpfändet er 1505–1510 seinem Schwager Bernd v. Maltzahn (dem auch Rogätz verpfändet war), zusammen mit Dönstedt für 2500 rheinische Gulden, er nahm diese Güter später in Pacht. Dafür erwarb Gebhard selbst bedeutende Pfandbesitzungen und zwar als erste, zusammen mit seinen Brüdern, 1506 das halbe Schloss Gardelegen. Es war das zweite Mal, dass die Weißen Alvensleben ihren Hauptsitz dem Haus Calbe in Pfand gaben. Von den Schulenburg erwarb er wiederkäuflich Hohenwarsleben und Gersdorf. 1531 belehnte ihn Kardinal Albrecht, der von Gebhard bedeutende Summen erhielt, mit dem Silberbergwerk im Gericht Hundisburg, einem „Gehölz bei dem Podegrim, in welchem sich die Silberkuhle befindet, eine Öffnung in einem Felsen, woraus ein Bach fließt, dessen Ursprung man nicht erreichen kann“. Ferner mit einem „freyen Wohnhof zu Dreileben und acht Hufen, zwei Höfen in Klein Rodensleben, einer halben Pfanne Salz und einem halben Koth“ zu Sülldorf, ursprünglich Lehnsstücken der Edlen v. Warberg. Zum Teil erwarb sie Gebhard von Kardinal Albrechts Kammerdiener Hertzhorner und seinem Bauschreiber Folgelsberger. Damit vermehrte das Haus Calbe seine Ländereien in der Magdeburger Börde.



Dorf und Burg Alvensleben
Lithografie bei Behrends 1826

1534 gelangte Gebhard in den Pfandbesitz des erzbischhöflichen Schlosses Alvensleben, der größten der drei Burgen, die es einst dort gegeben hat. Die Kotzes, die seit 1510 dort Pfandherren gewesen waren, fand er mit 3769 Gulden ab. Kardinal Albrecht erhielt noch 2000 Gulden obendrein. Was zu dem ihm verpfändeten Amt Alvensleben damals gehörte, zählt Wohlbrück II, S. 211 – 212 auf. Es waren Markt und Dorf Alvensleben, Gross Santersleben, Irxleben, Uthmöden, Zöbbenitz, Tundersleben, Rottmersleben, die wüsten Feldmarken Müntze, Lindern, Hertling, Hoyersdorf, Lütgenkarlin, Brundorf, Loffhagen, die Zachelberge (in der Colbitzer Heide) mit der hohen Jagd, und Trift auf den Veltheimschen Besitzungen zu Alvensleben, das Hals- und Obergericht über Hakenstedt, Siersleben, Mammendorf, Gericht und Jagd über Süpplingen, die Koppelweide auf den Feldmarken Groppendorf, Hakenstedt, Drackenstedt, Druxberge, Bornstedt, die Zölle zu Alvensleben, Dreileben, Nord Germersleben, Drackenstedt, Klein Oschersleben, ferner in großer Zahl aufgeführte Teiche und Holzungen.

Obwohl die Gebäude auf der Burg Alvensleben damals baufällig waren, nahm Gebhard dort seinen Wohnsitz. Seine Wirtschaft in Hundisburg, zu der er die Mühle von Nordhusen dazu erwarb, überließ er der Aufsicht seines Schwagers Ludwig v. Wenden.

Gebhards Gemahlin, Fredeke v. Wenden, eine Tochter Ludolfs v. Wenden und Margarethas v. Veltheim, gebar vier Söhne, darunter Ludolf X. und Joachim I., die Begründer der beiden Hauptlinien der Schwarzen Alvensleben. Gebhard blieb katholisch, starb am 7. April 1541, über 70 Jahre alt, zu Alvensleben und wurde in der Nikolaikirche zu Calbe begraben. Die Reformation hatte den Beisetzungen im Kloster Neuendorf schon ein Ende gemacht.

In seiner Grabkirche hat Gebhard sich und seiner Gemahlin durch zwei Votivtafeln – schon lange vor seinem Tode, 1520 – ein Gedächtnis gestiftet, feine Sandsteinreliefs nach graphischen Vorbildern Dürers. Das eine stellt eine Marienkrönung durch die Heilige Dreifaltigkeit dar, das andere Maria mit dem Kinde und die heilige Anna (oder Elisabeth). Darunter Wappen und Namen „Gevert van Alvenslebe, Vrede van Wenden“.

Votivtafel von Fredeke v. Alvensleben,
geb. v. Wenden in der Nikolaikirche in Calbe
Votivtafel von Gebhard XVII.v.Alvensleben
1520 in der Nikolaikirche in Calbe

Zehn Jahre bis zu ihrem Tode 1551 lebte Fredeke v. Wenden noch als Witwe in Hundisburg wo ihr ein Schlossteil zugewiesen war. Sie ruht nicht an der Seite ihres Gemahls, sondern im Kloster Marienthal, das katholisch geblieben war, der alten Grabstätte der Alvensleben zu Erxleben, während in Calbe das Luthertum unterdes eingeführt war. Gebhards Testament bestimmte, dass sein großes, meist selbst erworbenes Allodialvermögen je zur Hälfte den Söhnen und den Töchtern zufiel.

Deren älteste, Anna, heiratete Bernhard v. d. Asseburg auf Falkenstein, Ampfurt und Schermcke, und in zweiter Ehe Hartwig v. dem Werder auf Gröbzig und Werdershausen, Hauptmann zu Wolmirstedt. Sie starb bei ihrem Sohn Heinrich v. d. Asseburg in Ampfurt und wurde dort beigesetzt. Ihr Grabmal zeigt ihre Gestalt in Lebensgröße ausgehauen.

Margaretha vermählte sich mit Johann v. Oppershausen und später mit Hans v. Holtzendorf, Hauptmann zu Querfurt. Sie starb 1572 und wurde im Dom zu Magdeburg beigesetzt.

Elisabeth blieb unvermählt. Sie ist wahrscheinlich die Priorin des Klosters Stift zum Heiligengrabe, die dort nach 1539 - mit Unterstützung ihres Onkels Bischof Busso II. von Havelberg - zusammen mit der Äbtissin Anna v. Quitzow heftigen Widerstand gegen die Einführung der Reformation leistete.

Ursula wurde die Gattin des Hans v. Kneitlingen, und Emerentia die des Andreas v. Meiendorf auf Ummendorf, der als Humanist und Träger der Reformation mit seinem Schwager Joachim I. in enge Berührung trat. Beider Grabsteine und die ihrer Kinder haben sich in der Kirche zu Ummendorf erhalten.

Ludolf VII., der älteste Sohn des Obermarschalls, folgte einem Vater in den Glogau–Crossenschen Feldzug, erlangte die Ritterwürde und wurde Kurbrandenburgischer Rat. 1492 nahm er unter dem Welfen, Herzog Heinrich, an der Belagerung der Stadt Braunschweig teil. Vom Tode Konrads II., seines jüngeren Bruders, ab besaß er Bismark, Zichtau, Plathe und den Anteil des Obermarschalls an Calbe allein. 1514 fielen ihm die Honlageschen Güter zu, deren Anwartschaft sein Vater gehabt hatte, und die später an die Schenken zu Flechtingen gekommen sind, darunter Burg und Stadt Weferlingen sowie 52 Hufen vom Lappwald bei Helmstedt. Dazu kamen, auch auf Grund alter Anwartschaft, die Jeetzeschen Güter Jeetze, Mehrlin, Brunau und Beese, obwohl diese Familie noch in Hohenwulsch, Poritz und Büste weiterblühte; dagegen veräußerte er „für 2000 Gulden und 400 Mark“ Besitz. Als Senior des Geschlechtes nahm Ludolf VII. verschiedenen Belehnungen vor.

Wohlbrück vermutet, dass er mehrmals verheiratet war, und dass Anna v. Moltke, die Tochter des Erasmus v. Moltke und einer Maltzahn, seien letzte Gemahlin gewesen ist. Wir wissen von vier Söhnen und zwei Töchtern. Anna, die älteste, vermählt sich 1528 mit Christoph v. d. Schulenburg auf Angern. Sie starb 1550 als Mutter von 15 Kindern und wurde in der Kirche zu Angern beigesetzt. Margaretha, die jüngere, wurde die Gattin Antons v. Alten.

Auch Konrad II., der schon zu des Obermarschalls Lebzeiten „eine abgesonderte Haushaltung“ hatte, bekleidete das Amt eines kurfürstlichen Rats und war „mit verordnet zur Verzeichnung der Hufen in der Prignitz“. 1503 übernahm er den Pfandbesitz des Schlosses Lenzen an der Elbe, den Hans v. d. Schulenburg vor ihm gehabt hatte, für 1434 rheinische Gulden, und wurde durch Kurfürst Johann Cicero mit allem Zubehör und dem Landzoll belehnt. Konrad II. starb ohne Nachkommen vor 1506. Seine Witwe, deren Namen man nicht kennt, besaß damals „Güter im Mecklenburgischen Amte Buko (Neubukow), welche beträchtlich gewesen sein müssen, da sechs Ritterpferde davon zu stellen waren“.

Johann X. (gest. 1522), der älteste Sohn Gebhards XVI auf Calbe, Hundisburg, Berge und Groß Engersen, verwaltete mit seinen Brüdern schon zu des Vaters Lebzeiten die stark verschuldeten Güter. Er heiratete ein Fräulein v. Schönfeld, die Erbtochter des Letzten dieses Geschlechts, die ihm das damals bedeutende Gut Subzin bei Laage in Mecklenburg in die Ehe brachte. Wahrscheinlich mit dem Gelde seiner Gemahlin erwarb Johann 1501 von Ewald v. Blücher auf Lehsen die angrenzenden Güter und Klein Lantau. Von den altmärkischen Besitzungen gehörte ihm Berge allein. Seine erste Verbindung muss früh geschlossen sein, denn Anna, seine einziges Kind aus dieser Ehe, war schon 1500 mit Richard v. d. Schulenburg auf Löcknitz, Lieberose und Penkun vermählt. Anna erbte die mütterlichen Besitzungen, wurde 1538 Witwe, starb zu Halberstadt wurde dort in der Martinikirche begraben.

Unter Kurfürst Joachim I. finden wir Johann X. als Brandenburgischen Rat. Im November 1515 wurde er zum Landvogt der Uckermark und für drei Jahre zum Hauptmann des ihm verpfändeten Amtes Boitzenburg bestellt. Die Pfandsumme von 2000 Gulden streckte ihm die Stadt Stendal vor. Als Landvogt wurde ihm zur Pflicht gemacht „der Räuberei zu wehren, die Frevler zu verfolgen und zu bestrafen“. Mit verpfändet waren Hausgeräte, Inventar und fahrende Habe. Das Gericht über den Adel behielt der Kurfürst sich vor. Mit sechs reisigen Pferden hatte Johann zu Kriegsdiensten stets bereit zu sein.

„In einer der reizvollsten Gegend der Uckermark“, schreibt Georg Irmer in seiner Biographie des Feldherren Hans Georg v. Arnim, 1894, „liegt umgeben von Seen und bewaldeten Höhenzügen das Schloss Boitzenburg mit weithin sichtbaren Giebeln und Türmen. --- Wenn irgendein Rittersitz unserer nordischen Ebenen angetan ist, an wildbewegte, tatenreiche Zeiten zu erinnern, die seine mächtigen Mauern erlebt und überdauert haben, so ist es dies Hauptschloss der Armins“. 1429 gelangte dies Geschlecht erstmalig in den Pfandbesitz der Herrschaft, aber erst 1528 gelang es seinen unablässigen Bemühungen, Boitzenburg als Erbbesitz zu behaupten.

Das Schlossinventar von 1615 kennzeichnet die Einrichtung größerer Burgen im Brandenburgischen zu jener Zeit. In den Gemächern gab es entweder Kachelöfen oder eiserne Öfen und Messingkronenleuchter; hölzerne Tische z. T. mit Schieferplatten, Bänke, Spinde und Lehnstühle „mit Tuch beschlagen“ bildeten das Mobiliar. An den Wänden hingen Geweihe und Bildnisse, darunter „13 chur- und fürstliche Konterfei“, Jagdszenen, religiöse und heydnische Darstellung, darunter das Jüngste Gericht, „die spanische Inquisition“, der Gekreuzigte und der „Baum des Lebens“.

Damals 1612–1620 waltete Anna Elisabeth v. Alvensleben, die Tochter Ludolfs XIII auf Calbe und Zichtau, als Gemahlin Leonhards v. Arnim im „Oberhause“ von Boitzenburg, während der Feldmarschall Hans Georg (1611–1641) das „Unterhaus“ besaß. Dieser leitete zusammen mit Anna Elisabeths Bruder, Joachim Werner I. auf Calbe, die Erziehung ihres einzigen Sohnes Kurt Ludolf, der als Gespiele des Großen Kurfürsten von Brandenburg und mit ihm in Leyden studierte.

Des Feldmarschalls Schwester, Elisabeth Katherina, heiratete Busse Clamor v. Armin auf Gerswalde, einen Enkel Joachims I. v. Alvensleben auf Calbe und Erxleben, genannt nach seinem Oheim, dem Domherrn Busse Clamor v. Alvensleben, der 1595 in Genua starb.

1515–1518 residierte, wie wir sahen, Johann X. mit seiner zweiten Gemahlin, Anna zu Rantzau, in Boitzenburg. Bis dahin muss er nach dem Tode seiner ersten Frau seinen Hauptsitz auf Burg Calbe gehabt haben. Er starb um 1522 im Alter von etwa 60 Jahren ohne Erben und hinterließ seine Lehnsgüter Bischof Busso II., seinem allein noch lebenden Bruder.

Der andere Bruder, Victor II., der in der brüderlichen Teilung 1505 Groß Engersen übernommen hatte, und 1492 an der Belagerung von Braunschweig teilnahm, war schon um 1517 gestorben.

Anna Rantzau starb als Witwe 1538 zu Penkun in Pommern, dem Wohnsitz ihrer Stieftochter Anna v. d. Schulenburg, und soll dort auch beigesetzt worden sein. Wer ihre Eltern gewesen sind, und in welchem Verhältnis Anna zu Johann Rantzau gestanden hat, der sein Geschlecht zum führenden Holsteins machte, weiß man nicht. Zweihundert Jahre lang standen die Rantzau als Statthalter der Dänenkönige an der Spitze der Landesherrschaft in Schleswig-Holstein. Der Statthalter Johann, Parteigänger Luthers, begründete als Bezwinger Wollenwebers und der Ditmarschen die überragende Stellung des Hauses. Sein Sohn Heinrich schuf durch den Ruhm seines Mäzenatentums im humanistischen Europa eine Gloriole um den Namen Rantzau, die den Aufstieg zu zeitweiligem Dynastentum vorbereitete. Daniel Rantzau ging als dänischer Nationalheld, und Josias Rantzau als Marschall von Frankreich in die Geschichte ein.


mit freundlicher Genehmigung, entnommen der Chronik "Die Alvensleben in Kalbe - 1324-1945" von Dr. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor verfasst 1920-1960 bearbeitet von Prof. Dr. Reimar v. Alvensleben

"1"
G.C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), R. v. Decker’s Verlag. G. Schenck 1899, S.12.
"2"
Joachim Conrad Stein: „Die Wittstocker Bischofs-chronik vom Jahr 1697“, Manuskript.
"3"
Riedel II, S 419 ff.

   
  
 

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