Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Fünfte Generation: Ende des Mittelalters, 1444–1496

Söhne Ludolf II. : Ludolf IV. (W.67) , Busso VII. (W.68) , Gebhard XVI. (W.69)

Siegel von Gebhard XVI. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt)
Siegel von Busso VII. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt II)
Siegel von Gebhard XVI. v. Alvensleben
(aus Mülverstedt)

Diese drei Brüder, die Calbe gemeinschaftlich besaßen, waren kurbrandenburgische Räte. Gemeinsam erwarben sie Schloss Hundisburg im Jahre 1452, das bis 1811 ein Hauptsitz der Schwarzen Alvensleben blieb.

Der Preis, den der Verkäufer Busse v. Wanzleben empfing, betrug 2900 rheinische Goldgulden. Die dafür aufgenommenen Schulden waren 1509 noch nicht abgetragen.

Dieser Kauf leitete die neue Ausbreitung der Schwarzen Alvensleben in ihrer ursprünglichen Heimat ein. Zu Hundisburg gehörten Eichenbarleben, Ackendorf und Nordhusen.

In der Altmark erwarben die Brüder die Güter der reichen Gardelegener Brüder Gerke Hogen und Wilken Schulten in Estedt, Dannefeld, Peckfitz, Hemstedt, Laatzke, Algenstedt, die Feldmarken Hohen- und Sieden–Heeren und von den Weißen Alvensleben zu Gardelelegen das Dorf Wiebke für 400 rheinische Gulden. Herzog Otto der Siegreiche zu Braunschweig–Lüneburg verlieh ihnen die Anwartschaft auf die Güter der Familie v. Meltzing im Lüneburgischen und die des Lorenz v. Honlage um Weferlingen.

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Busso VII. , der Obermarschall (gest. 1496):
Seinem Andenken widmete Kaiser Wilhelm II. eine Idealbüste am Denkmal Kurfürst Johann Ciceros in der Siegesallee zu Berlin.

Denkmal für Busso VII. v. Alvensleben
in der früheren Siegesallee in Berlin

Wie Ludolf IV. wurde auch Busso VII. 1443 in den neu gegründeten Schwanenorden aufgenommen, dessen Aufgabe es war, eine Auslese des Adels als kulturelles Vorbild zu versammeln, um edle Sitten und Bildung zu pflegen. 1464 sehen wir ihn mit der Ritterwürde und dem Amt des Brandenburgischen Obermarschalls bekleidet und 1471 als Hauptmann der Altmark. In diesem Amt folgte ihm 1484 der Reichs-Erbmarschall Graf Wilhelm zu Pappenheim.

Um Bussos Verdienst als Feldhauptmann im Glogau–Krossenschen Kriege"1" zu belohnen, belehnte Kurfürst Albrecht Achilles 1479 die „Sämtlichen Glieder des v. Alvenslebenschen Geschlechts mit der gegenseitigen gesamten Hand an ihren Schlössern Erxleben, Calbe und Gardelegen und Ihren sämtlichen Brandenburgischen Gütern“, was der Kaiser bestätigte. Jeder neue Senior des Geschlechts war verpflichtet, die Gesamtbelehnung von neuem nachzusuchen. Aus diesem Anlass versammelten sich die belehnten Familienglieder am 15. Mai 1479 auf der Burg Calbe zu ihrem ersten Geschlechtstag.

Ludolf IV. starb am 25. Januar 1476 und wurde im Kloster Neuendorf beigesetzt, wo noch im 17. Jahrhundert an einer Kirchenwand sein runder gemalter Wappenschild zu sehen war mit der Inschrift: „Anno 1473, am Tage Pauli Bekehrung ist verstorben der tüchtige Ludolf v. Alvensleben, Ludolfs Sohn, des Seele Gott genade“.

Ludolf IV. wurde 1443 als Mitglied in den von Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn, gestifteten Schwanenorden aufgenommen, zusammen mit seiner Gemahlin Anna v. Bülow und deren Vater, dem kurbrandenburgischen Rat Vicke v. Bülow auf Stintenburg, Lauenburg, Dannenberg und Gartow im Lüneburgischen. Ihre Mutter war Goedela v. Hausen. Ludolf IV. hinterließ fünf Söhne, darunter Bischof Busso I. von Havelberg, sein Stamm blüht noch, während die Nachkommen seiner Brüder längst ausgestorben sind.

Schloss Hundisburg um 1700
Zeichnung von Anco Wigboldus

(27) Es sind auch zwei Töchter bekannt: Anna, die Gebhard v. Plate und nach dessen Tode Aschwin v. Bortfeld geheiratet hat, und Godela (Gödel) vermählt mit Ritter Bernd v. Maltzahn auf Penzlin in Mecklenburg, Meyenburg in der Prignitz, den Herrschaften Töplitz und Krupka in Böhmen, Pfandherren auf Rogätz und Hundisburg, der 1529 gestorben ist. 1491 verschrieb ihr Kurfürst Johann Cicero das halbe Schloss Meyenburg mit der Hälfte von Groß- und Klein–Beese, welche Güter ihr Bruder, Bischof Busso II, unlängst für ihren Gemahl erkauft hatte, zum Leibgedinge. Bernd v. Maltzahn begegnen wir in Hundisburg, Rögätz und auf dem Turnier zu Neuruppin 1512. Er und Godela wurden die Stammeltern zahlreicher Herrschergeschlechter.







 

1482 erfolgte die Abtretung der Gebiete von Krossen und Züllichau durch die schlesischen Herzöge an Kurbrandenburg. Unter Johann Cicero leitete der Obermarschall an der Spitze der Landstände die Neuordnung der Landesverwaltung im Einverständnis mit den Vertretern des Adels und der Städte.

In den ersten Jahren nach des Vaters Tode um 1444 lebte Busso VII. mit seinem Bruder Gebhard XVI. auf der Burg Lüchow, während der ältere, Ludolf IV. in Calbe allein zurückblieb. In Lüchow sollen beide (nach dem Zeugnis Ludolfs X.) eine so glänzende Haushaltung geführt haben, dass sie in wenig Jahren die große Summe „herdurcher gebracht“, für welche ihrem Vater jenes Schloss mit seinen Zubehörungen verpfändet worden war. Die hohe Zahl der Urkunden, in denen der Obermarschall erscheint, kennzeichnet seine Bedeutung. 1474 entsandte ihn der Kaiser mit Vollmacht, um die Dithmarschen zu veranlassen, sich dem König von Dänemark zu unterwerfen. 1480 bediente sich der Dänenkönig der Vermittlung des Obermarschalls beim Brandenburgischen Hof. 1482 sehen wir ihn als Schiedsrichter zwischen seinem Kurfürsten und dem Herzog von Sagan, und 1486 als Gesandten Kurfürst Johann Ciceros beim Leichenbegängnis des Kurfürsten Albrecht Achilles im Kloster Heilbronn bei Ansbach, der Grablege der Hohenzollern. 1488 bereiste er mit Johann Cicero die altmärkischen Städte, um den wegen der Bierziese entstandenen Aufruhr zu dämpfen, der den unmittelbaren Anlass zur Verlegung der landesherrlichen Hauptresidenz von Tangermünde nach Berlin bildete.

Am 27. Oktober 1477 fand eine Teilung der Burg Calbe unter dem Obermarschall Busso VII., Gebhard XVI. und den Söhnen Ludolfs IV. statt. Der Urkunde darüber verdanken wir unsere Kenntnis der Baugeschichte des 1632 zerstörten Schlosses. Geteilt wurden nur die Wohngebäude. Die Unterhaltung des Hauptturms, der Torhäuser, Steinwege und Brücken blieb gemeinsame Pflicht. Die Teilung der Besitzungen veranlasste Busso VII., der zeitweilig Hundisburg schon als sein persönliches Teil betrachtet und dort gelebt hatte, nach Calbe zurückzukehren. Nun fiel ihm die Stadt Bismark zu.

Auf der Burg Calbe baute er 1483 ein Wohnhaus, wie es Ludolf IV. kurz nach 1444 für seinen Stamm bereits getan hatte. 1485 und 1491 tauschten die Burgherren wiederum Güter, darunter auch die Calbeschen Eichholzung, und so erlangte der Obermarschall zu seiner Stadt Bismark noch den Alleinbesitz der Vorwerke zu Schenkenhorst, Plathe und Zichtau.

Indessen hatten die Alvensleben zu Calbe 1476 von Busse v. Wanzleben noch andere Besitzungen erworben, die von Anhalt, Halberstadt, der Grafschaft Regenstein und der Abtei Gandersheim zu Lehen gingen, nämlich Einkünfte aus den Bördedörfern Groß und Klein Germersleben, Langenweddingen, Groß Ottersleben, Ackendorf, Schafthal, Drackenstedt und den später wüst gewordenen Ortschaften Ketelnitz und Homberge. Hundisburg wurde durch eine Hufe in Domersleben vermehrt. Einige davon gelangten später an die Herren v. Reden. Der Obermarschall veräußerte dagegen 1484 die Feldmark Rissau bei Badingen und im Zeitraum von 1476 bis 1495 für die hohe Summe von 1246 rheinischen Gulden einzelne Hebungen aus Bismark und anderen altmärkischen Orten, darunter Windberge und Deetz, zumeist „wiederkäuflich“ zum Teil an das Kloster Neuendorf, das über ein geschlossenes Territorium von erheblichen Umfang verfügte.

Unter des Obermarschalls Seniorat bestätigte Kurfürst Johann Cicero dem Haus Calbe die Anwartschaft an 52 Hufen auf dem Lappwald beim Helmstedt und den wüsten Dorfstätten am Drömling, Damsendorf, Rekendorf und Neuenwald, die Lorenz v. Honlage von Brandenburg zu Lehen trug.

Busso VII., der trotz seiner menschlichen Vorzüge und hohen Ämter in der Erinnerung seiner Nachfahren, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder, als leichtsinnig fortlebte, starb „ziemlich bejahrt“ um 1496. Seiner Gemahlin, Metta v. Alten, hat er die Stadt Bismark zum Leibgedinge verschrieben.

Zwei Söhne überlebten ihn. Die ältere Tochter, Ermgard, heiratete dreimal, Fritz v. der Schulenburg, Grafen im Lande Hadeln, Georg Rehbock und Siegfried Schenken zu Diepen. „Sie überlebte auch diesen dritten Gemahl und starb zu Dambeck bei Salzwedel, wo sie begraben ruht“. Gertraud, die jüngere, war mit Günzel v. Veltheim zu Harbke vermählt. Gebhard XVI., der jüngere Bruder, Teilhaber am Erwerb von Hundisburg und an dem verschwenderischen Haushalt auf Burg Lüchow, auch er Brandenburgische Rat, übernahm bei der Teilung 1491 die Vorwerke zu Berge und Groß Engersen. Älter werdend, übergab er die Bewirtschaftung seiner Güter, darunter seinen Anteil an Hundisburg, seinen drei Söhnen, und hinterließ bei seinem Tod 1494 die gewaltige Schuldenlast von 28.424 Gulden.

Seine Gemahlin, Hippolyta v. Bülow, starb 1488. Sie war eine Tochter Heinrichs v. Bülow, Ritters und Vogts in Grevensmühlen auf Plüskow in Mecklenburg, und der Margaretha v. Grabow. Wohlbrück vermutet, dass Hippolyta Gebhards zweite Gattin gewesen war, und dass der ältere Sohn, Johann X., aus erster Ehe stammte.

Im Ganzen hinterließ Gebhard XVI. drei Söhne, deren jüngster Bischof Busso II. von Havelberg gewesen ist, der große Diplomat der Hohenzollern im 16, Jahrhundert und der letzte Fels der katholischen Kirche in der Mark Brandenburg. Gebhards Tochter Armgard, vermählt mit dem kurfürstlichen Rat Klaus v. Jagow auf Aulosen, wurde die Mutter des letzten Bischofs von Brandenburg, Mathias v. Jagow, der die Reformation gefördert hat und Kurfürst Joachim II. 1539 zu Spandau das heilige Abendmahl „in beiderlei Gestalt“ erteilte.


mit freundlicher Genehmigung, entnommen der Chronik "Die Alvensleben in Kalbe - 1324-1945" von Dr. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor verfasst 1920-1960 bearbeitet von Prof. Dr. Reimar v. Alvensleben

"1"
Mit dem „Glogau–Krossenschen Kriege“ hatte es folgende Bewandtnis: Nach dem Tode Herzog Heinrichs von Glogau und Krossen wollte Kurfürst Albrecht Achilles das Land nehmen. Dagegen wandte sich Heinrichs Vetter, Herzog Hans von Sagan, und rief König Matthias von Ungarn zu Hilfe. Gleichzeitig fielen die Pommern in die Mark ein. 1478 kam es zum Kriege. Im Frieden von 1479 verzichtete Barbara auf Glogau und Krossen und ließ sich mit 50 000 ungarischen Goldgulden abfinden, für die einige schlesische Städte an Brandenburg verpfändet wurden.

   
  
 

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