Geschichten über Kalbe Milde
 

 


 

 

 
Eine Kompagnie Kürassiere in der Stadt

Seit dem Jahre 1717 lag eine Kompagnie Kürassiere im Ort. Der eiserne Wille des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm 1. hatte das Volk daran gewöhnt, die Rekrutierung der Soldaten in seinem Lande aus den eigenen Landeskindern vorzunehmen. Vordem war die Truppe meist durch freie, sehr oft freilich auch gewalttätige Werbung zusammengestellt worden, unter Schonung der Bauern und Bürger, welche das Brotkorn bzw., die notwendigen Steuern aufzubringen hatten. Ein gutes Mittel, um die Geworbenen bei den Fahnen zu halten, war die Heirat. Sie hatte nun zur Folge, dass ein unverhältnismäßig großer Teil der Soldaten auch wirklich verheiratet war. Die Soldatenfrauen nährten sich kümmerlich durch Waschen, Handarbeiten, Haus- und Landdienst; die Kinder wuchsen oft ohne Schulunterricht auf; auch waren ihnen die städtischen Schulen meist verschlossen, und man behandelte sie fast wie lästige Zigeunerkinder. Die Soldaten selbst betrieben neben ihrem militärischen Dienst noch ein bürgerliches Gewerbe, gewöhnlich ein Handwerk, von welchem sie zu ihren Übungen leichter abkommen konnten, als etwa aus der Landwirtschaft. So war es natürlich in Calbe auch. Ursprünglich standen in der Altmark ein Kavallerieregiment in den drei Garnisonen Tangermünde, Salzwedel und Osterburg und ein Infanterieregiment in Stendal und Gardelegen. Das Kavallerieregiment war zuerst ein Dragonerregiment, und wurde erst im Jahre 1717 zu einem Kürassierregiment umgeformt.

Schon 1685 finden wir Dragoner in Calbe. Akten darüber fehlen. Aber unser ältestes Kirchenbuch hilft uns wieder. Der erste Name eines Soldaten, auf den wir im Kirchenbuch stoßen, ist man staune Exellenz Generalmajor Hennigs von Treffenfeld, der berühmte Bauernsohn aus Klinke, dessen Namen die 16. Ulanen in Salzwedel und Gardelegen trugen (siehe Seite159 und 163 im ältesten Kirchenbuch).

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Eintrag im KB von 1670
Ejusd (also am 31.08.) hat Heinrich Holte einen jungen Sohn taufen lassen und Joachim Heinrich nennen lassen.
Comp. Hr. General Major Treffenfeldt der Licent-Einnehmer Heinrich Steffens, seine Frau. Herr Jenners Eheliebste
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Eintrag im KB von 1685
Den 22. Nov. hat Hans Kumme der Sattler, eine junge Tochter tauffen und Margaretha Sophia nennen lassen.
Comp. Ihrer Excellentz, des Hrn General Majors Treffenfeld Eheliebste, Des Licent Einnehmers Eheliebste, Anna Margaretha Thile, des Verwalters auf dem zweiten Vorwerck, des Baders.

Er hatte schon vor Jahren den Abschied genommen, stand also nicht mehr im Dienst, sondern lebte in Könnigde im Ruhestande, besaß viele Güter in der Altmark, darunter auch Neuendorf am Damm. Möglich, dass er gelegentlich eines Aufenthaltes in Neuendorf nach dem nahen Calbe gekommen war, um bei einem Heinrich Holte und einem Sattler Hans Kumme, vielleicht ehemaligen Unteroffizieren oder Burschen die Patenschaft ihrer Knaben zu übernehmen. Man lese weiter im 2. Kirchenbuch Seite 5: da werden genannt 1686 ein „Scharsandt", ein Capitain Carmes (d. h. Kammerunter- offizier), 1687 ein Fahnenschmied Christoph Warmbold. 1689 wird ein Korporal vom Derfflinger'schen Regiment in der Kirche unter der Schülerpriege" beigesetzt der Platz kostete 8 Taler. Joachim Ahlemann ist Fahnenschmied im Jahre 1691. Ein Wachtmeister Schmied ist ein sehr beliebter Patenonkel bei Soldatenkindern. 1694 stirbt eine Soldatenfrau mit ihrem Kinde in höchster Armut. 1701 und 1702 werden ein Rittmeister Belling und ein Hauptmann von Jeetze genannt.

Bald nach 1700 heißen die Soldaten schon „Reuter". Letztere waren Dragoner, noch nicht in einem festen Gefüge verbunden, sondern meist durch Werber zusammengetrieben. Ausländer befanden sich darunter, zweifelhafte Elemente, Wandersleute, Studenten, Schüler, gut gewachsene, große Burschen". „Junge wachse bloß nicht so sehr, sonst holen dich noch die Werber", so sagten besorgte Eltern zu einem hochgeschossenen, stattlichen Jungen. Drangen doch die Werber sogar in die Häuser ein, so dass sich die jungen Leute oft verstecken mussten. Bekannt ist uns die Vorliebe des Soldatenkönigs für die langen Kerls, von denen die kleinsten des ersten Gliedes nur wenige Zoll unter 6 Fuß maßen, deren Anwerbung dem König Riesensummen kostete. Wenn die „langen Kerls" in einer Front ausgerichtet standen, boten sie ein prächtiges Bild, den Kopf sauber gepudert mit einem Zopf, alle in reiner Leibwäsche und durch die Farbe der Westen, Aufschläge Litzen und Schnüre unterschieden, die Kleidung eng und gepreßt, die Haltung gerade und straff, die ganze Linie nach der Schnur. So schmuck mochten auch damals. die Kürassiere ausgesehen haben, von denen eine Kopagnie, die Asseburg'sche Kürassier Kompagnie, im Jahre 1717 nach Calbe verlegt wurde. Calbe zählte damals, 1717, rund 450 Einwohner. Auf den Rittmeister Heinrich Karl von Asseburg folgte dann 1727 der Rittmeister von Kalnein und von 1738 an der Rittmeister von Driesberg, bis nach dem 7jährigen Kriege die Kürassiere von Calbe zurückgezogen wurden und Calbe aufhörte, Garnison zu sein.

Im Berliner Zeughause kann man in der Sammlung der Uniformen auch eine solche der Calbenser Kürassiere finden. Sie stammt freilich aus dem Jahre 1786, als Calbe nicht mehr Garnisonort war, wird aber noch dieselbe fein, wie sie einst in Calbe getragen wurde Sie bestand aus einem weiß-grauen oder strohgelben Kollet, welches ohne Knöpfe, nur durch Haken oder Oesen geschlossen wurde, und zu beiden Seiten dieses Verschlusses mit drei schmalen, gelben Litzen und ebensolchen Aufschlägen und Kragen bei den Offizieren mit Silber geziert war. Von der linken Schulter zur rechten Hüfte lag das breite weiße, mit je zwei dunklen Streifen an jeder Seite benähte Bandolier. Eine schwarze Leibbinde, ein schwarzer Dreimaster mit Federbusch, der übliche preußische Zopf, die strohgelbe (paillefarbene) Schabracke mit gesticktem F. W. und einer Krone darüber, eine weißgraue Reiterhose mit langen Reiterstiefeln sowie der schwere Pallasch vervollständigten die Uniform. Eine wahrhafte Plage bildete die Herstellung der Frisur. Wenn etwa morgens ausgerückt werden sollte, begann schon in den frühesten Morgenstunden der Haarputz. Es wurde der Zopf gebunden, Pomadenbüchse und Kleistertopf wurden geöffnet, und eine Wolke von Mehl lagerte sich auf dem Kunstwerk. Wer fertig war, musste auf dem Bett sitzen bleiben, um die getane Arbeit nicht wieder zunichte zu machen. Erst im Kriege 1806 ist der Zopf allmählich gefallen. Ihre Vollendung erhielt diese Zopfabschneiderei dadurch, dass zu Anfang des Jahres 1807 auch der König Friedrich Wilhelm III. während seines Aufenthaltes im russischen Hauptquartier sich seinen Zopf beschneiden ließ und denselben der Königin Luise übersandte. Die Königin antwortete: „Ich muss dir sagen, dass das Geschenk deines Zopfes mir wirklich Vergnügen gemacht hat. Ich habe längst diese Toilettenänderung gewünscht."

Kürassier
Kürassier
so könnten die Calbenser Kürassiere ausgesehen haben


Das war also die Uniform der Kürassiere in Calbe. Im Jahre 1717 war also eine Kompagnie Kürassiere in Calbe eingerückt. Das Regiment, 730 Mann stark (ohne Offiziere) war unter Friedrich Wilhelm eingeteilt in 5 Schwadronen à 2 Kompagnien. Die Kompagnie war also etwa 73 Mann stark, einschließlich Unteroffiziere, 1 Trompeter, 1 Fahnenschmied, an Mannschaften 65. Hiervon waren regelmäßig außer der Manöverzeit 1/4 beurlaubt, so dass die Stärke etwa 51 Mann betrug. Von diesen beurlaubte der Kompagniechef gewöhnlich aber ein weiteres Drittel, 17 Mann, so dass die Kompagnie außer ca. 2 Offizieren, 8 Chargen, nur etwa 35 Mann am Orte zählte. Diese Besatzung bedeutete, wie ein Calbenser Bericht es nannte, eine schwere Belastung der kleinen Stadt. Unser Kirchenbuch nennt uns nun viele Calbenser Namen unter den Kürassieren, die schlechtweg als „Reuter" bezeichnet werden.

1723 sind es die Reuter Wesche, Blumberg, Liebner, Dannehl, Rogge, 1725 der Quartiermeister Michael Wieser, der die jüngste Tochter unseres alten Freundes, des Kantors Christoph Balhorn heiratete, und nach seinem Abschied von den Kürassieren einen Ausschank und Verkaufshandel mit dem Gardelegenschen Garleybier in dem geräumigen Keller des uns noch bekannten Elias Hoffmannschen Hauses auf dem Kirchhofe betrieb. Der Reuter Peter Schneider, scheinbar ein Calbenser Kind, vereinte 1731 die Kompagnie Offiziere als Paten um seinen Sohn. Im Jahre 1735 muss Calbe stark mit Militär belegt worden sein, und viele Reuter nennt das Kirchenbuch. Das Corps de garde, das Wachhaus, die alte „Ratsbude" reichte nicht mehr aus. Es musste ganz neu gebaut werden für 114 Taler, es erhielt auch „eine neue Pritsche für die Unteroffizier"; die alte „for die Reuter" wurde nur ausgebessert. Wie viele Calbenser waren Kürassiere oder Reuter in Calbe. Ihre Namen mögen genannt werden: Micheel, Kech, Weber, Jakobs, Blume, Böwe, Franke, Kummert, Herper. Der Feldscheer Schmidt, also der Militärarzt der Kürassiere, war Calbenser Kind, und der Feldscheer Goering hatte eine Wendeborn zur Frau. Und hatte Calbe schon einmal einen großen Feldherrn in seinem Landsmann Hennigs von Treffenfeld innerhalb seiner Tore gesehen, so lesen wir im Kirchenbuche unter dem Jahre 1751 mit großer Freude, dass auch der alte Dessauer, Fürst Leopold von Anhalt- Dessau in Calbe geweilt hat, um bei dem Hauptmann von Lüderitz, der allerdings nicht Calbenser Garnisonoffizier war, sondern eine Frau aus dem von Alvenslebenschen Hause hatte, Gevatterstelle bei dessen Sohn Leopold zu übernehmen. Im Jahre 1752 scheint die Kürassier-Kompagnie Calbe verlassen zu haben. Und wenn in der Folgezeit noch immer. „Reuter" genannt werden, so wird dieser Beiname Calbenser Bürgern bis in ihr hohes Alter als Ehrenname verblieben sein, gerade wie wir heute noch einen Mitbürger zum Unterschied von anderen etwa Gardeschulz nennen, darum dass er bei der Garde einmal gedient hat. Und wenn heute jemand in Calbe etwa Kürassierschulz heißt, so soll er stolz auf diesen Namen sein und daran denken, dass die Calbenser Kürassiere nach ihrer völligen Auflösung durch den schmachvollen Frieden zu Tilsit im Jahre 1807 mit Resten anderer Regimenter zu dem berühmten Halberstädter 7. Kürassierregiment neu umgeformt wurden, das bei Mars la Tour zusammen mit dem 16. Ulanenregiment sich unsterblichen Ruhm erwerben konnte. So begegnen sich in diesem Beinamen „Kürassier" die liebe Heimat Calbe mit seiner kleinen Kompagnie Kürassiere, und die unvergeßliche Garnison Halberstadt mit ihren berühmten Seydlitz Kürassier-Regiment, eine ferne Vergangenheit und eine stolze Gegenwart, beide ein Stück schöner heimatlicher und großer vaterländischer Geschichte.

Uns interessiert außer den uns schon bekannten damaligen Verhältnissen jetzt am meisten die Schilderung der „Reitbahn". Calbe hatte seit 1717 regelrechtes Militär, eine Kompagnie Kürassiere oder „Reuter" genannt. Zu den nötigen Übungen bedurfte man einer Reitbahn. Sie lag mitten in der Stadt, diente außer zu Reitübungen auch zum Vorführen, von Pferden, zum Ankauf neuer Remonten und sonstigen Besichtigungen. Mit Ablauf des 7 jährigen Krieges wurde die Reitbahn frei und wurde für die größeren Woll-, Vieh- und Jahrmärkte als Marktplatz gebraucht. Wir ahnen nun schon, wo wir sie zu suchen haben. Denn noch heute bauen sich die Jahrmarktsbuden nach überliefertem Herkommen auf der alten Reitbahn auf, von der Apotheke bis zur Ecke der Salzwedelerstraße. Aber ursprünglich war dieser als Reitbahn dienende Platz bedeutend größer. Es stand noch nicht das Eckhaus mit seinen Nebengebäuden auf diesem Platz, und auf der südlichen Seite hatte man dem abgedankten von Alvenslebenschen Gesamtrichter Martin Schulze zu seinem späteren Hausbau 10 Fuß oder 3 Meter zur Baufront nebst dem entsprechenden Stück zum Garten überlassen. Möglich, dass zu der Reitbahn nach Norden noch ein Teil des benachbarten nördlichen Hausgrundstücks in der Salzwedelerstr Nr. 4 gehörte. Wie tief die Reitbahn in die jetzigen Hausgärten nach der Milde zu hineinreichte, ist nicht recht ersichtlich. Es war also dieser Platz für die Übungen der „Reuter" sehr geeignet und bequem mitten in der Stadt gelegen. Unbenutzt konnte die Reitbahn auch gelegentlich von der Stadt zu größeren Versammlungen oder, wie es heißt, bei etwaiger Feuersgefahr oder dergleichen Umständen in Anspruch genommen werden.

Schauen wir nun wieder einmal in die Calbenser Akten aus dem Magdeburger Staatsarchiv. Der Rittmeister von Kallnein hat im Jahre 1727 zur Neuanfertigung der Kürassier-Reitbahn angekauft:
32 Stück Ellernholz à 16 Fuß zu Ständern, einschließlich Arbeitslohn für 5 Taler & Groschen
80 Stück Latten à 24 Fuß, à Stück 1 Groschen 6 Pf. 5 Taler-
2 Jahre später sind zur Reparatur der Reitbahn wieder erforderlich:
32 Stück Ellernholz à Stück 4 Groschen 5 Taler 8 Groschen
80 Stück Latten à Stück 1 Gr. 6 Bf. 10/ Zoll Latten Nägel 5 Taler 8 Groschen 1 18-8 Pf.

Der König bewilligt, weil in Calbe keine Kämmerei ist, auch von der Bürgerschaft wegen ihres schlechten Zustandes diese Kosten nicht übernommen werden können, selbige aus der Accise-Kasse zu bezahlen.

Die Reitbahn Umgrenzung war also zuerst recht primitiv hergestellt aus wenig haltbaren Ellernholz-Ständern und einfachen angenagelten Latten. Da konnten die Calbenser Bürger ja leicht zusehen, und die Calbenser Buben und Mädchen ihre billigen Witze und Späße über ungeschickte Reuter machen zur Belustigung der Zuschauer und zum Ärger der Übenden. Als im Jahre 1788 ein Wechsel eintrat und der Generalmajor von Bredow die Kompagnie Calbenser Kürassiere dem Rittmeister von Driesberg übergab, wurde dem Magistrat zu Calbe anbefohlen, für diese Kompagnie eine ordentliche Reitbahn, so mit eichenen Pfählen und mit Brettern beschlagen werden müssen, anfertigen zu lassen. Auch andere erhebliche Kosten waren der Stadt durch die Kürassiere erwachsen.

Reitbahn
die calbenser Reitbahn
Schon 1737 hatten Magistrat und die ganze Bürgerschaft von Calbe an den König folgende spezifizierte Rechnung über 166 Taler und 1 Pfennig mit der Bitte um Bezahlung aus der Accisekasse eingereicht in folgender Form:
1. Weil das Flecken Calbe mit einer ganzen Kompagnie Reuter, wovon die meisten beweibt, belegt
und fast kein Haus ledig ist; wo ein Lazarett gehalten, und die Kranken von den Gesunden separiert werden
können, so der Magistrat auf Verlangen des kommandierenden Offiziers anno 1736 ein neues Lazarett erbaut,
wozu laut Rechnung gefordert wurden
70 Tl.2 Gr. 6 Pf.
2. Ist auf Verlangen des Majors von Kallnein eine neue Retibahn angefertigt, die Kosten betragen 41 Tl. 21 Gr.7 Pf
3. Ist auf dem Korn Magazin eine neue Winde gemacht 6 Tl.  
4. sind zwei neue Schilderhäuser angefertigt 12 Tl.  
5. Bur Reparatur der Fourage-Scheune 6 Tl.  
6. Auch hat das Flecken Calbe übernehmen müssen, vor eine Montierungskammer
jährlich 5 Taler Miete zu zahlen, beträgt für 1731 bis 1736
30 Tl.  
Zusammen 166 Tl. 1 Pf.


Die Antwort des Königs lautet: „Auf Euern Bericht bewilligen wir hiermit in Gnaden, dass wegen der zu Calbe a. d. M. angefertigten beiden neuen Schilderhäuser die 12 Reichstaler aus der Accisekasse bezahlt werden. Die übrigen spezifizierten Ausgaben aber müssen von der dortigen Bürgerschaft aufgebracht werden, weil Wir solche so wenig wie die ausgebetene Montierungskammer-Miete bezahlen zu lassen nicht geneigt sind." - Bezüglich der neuen, vom Generalmajor von Bredow anbefohlenen Reitbahn reicht der Kriegsrat Kramer für die Bürgerschaft Calbe ein Bittgesuch an den König folgenden Wortlautes ein: Weil nun die Bürgerschaft gedachte Reitbahn unmöglich wegen der großen Armut aus eigenen Mitteln anfertigen lassen kann, so habe ich einen ungefähren Anschlag machen lassen, welcher die Kosten mit 57 Talern 11 Gr. 1 Bf. berechnet, deren Entnahme ich aus der Accise-Kasse zu bewilligen untertänigst bitte.

26 Stück Elchenpfähle à 9 Fuß, à 6 3/4 Gr. 13 7 Tl. 7 Gr.6 Pf.
13 Stück Eichenpfähle zu Schrotbändern, à 6 3/4, Gr. 3 Tl.15 Gr.19 Pf.
3 Schock Tannenbretter à 12 Fuß, das Schock zu 10 Taler 30 Tl.  
Für die Bretter 3 Meilen zu holen 6 6 Tl.  
18 Schock Lattennägel à 4 Gr. 3 Tl.  
Arbeitslohn pro Schock 10 Gr. 7 Tl.12 Gr. 
Zusammen 57 Tl. 11 Gr. 1 Pf.


Die Entnahme dieser Kosten aus der Accise-Kasse wird vom König bewilligt. Alle für die Kürassiere benötigten Gebäude und Anlagen hatten bei der bekannten Sparsamkeit des Königs immer mit möglichster „menage" erbaut werden müssen und waren daher schnell in Verfall geraten. Aber sie hielten doch wenigstens einige Jahre aus. Die auf Veranlassung des Rittmeisters Heinrich Karl von Asseburg errichteten 4 Schilderhäuser - sie kosteten 22 Taler standen 12 Jahre; 2 von ihnen waren nun ganz unbrauchbar geworden und mussten durch neue ersetzt werden. Die Reitbahn-Umfassung aus Ellernholz wurde nach 11 Jahren durch eine eichene abgelöst. Die Magazin- Scheune, ein leichter Fachwerkbau mit „lementierten“ Fächern hat schon bis 1725 hin und wieder repariert werden müssen. 1 Taler und 18 Groschen waren 1725 wieder für sie ausgewendet worden. 1738 streikte sie völlig. Wie der Bericht bezeichnend sagt, war sie wandelbar geworden. Um sie wieder zum Leben zu bringen, waren 15 Taler und 4 Groschen nötig, welche vom König auf die Accisekasse übernommen wurden, da in Calbe weder Kämmeret noch Stadtkasse, auch die Bürgerschaft wegen notorischer Armut zahlungsunfähig war.


Entnommen einem Aufsatz von Pfarrer Mosenthin aus Altmärkische Nachrichten Zeitung für Calbe und Umgebung, ergänzt durch Henning Krüger
 
 
 
 
 
   
  
 

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