Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Die Kröcher'sche Oblatenstiftung

Noch bevor die v. Kröcher die Burg Kalbe verkauften (1.5.1324), fasten sie einen Beschluss, der fast 6oo Jahre Bestand haben sollte und sich segensreich ausgewirkt hat. Am 5. Februar 1322 beschlossen die Brüder Johann, Heinrich und Jordan von Kröcher auf der Burg in Kalbe eine Oblatenstiftung. Da ihr Vater Droiseke nicht unter den Stiftern genannt ist, kann geschlossen werden, dass Droiseke zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. In der Stiftung wird bestimmt, dass das Kloster zum Heiligen Geist vor Salzwedel Wein und Oblaten zum Heiligen Abendmahl kostenlos abgeben soll an alle Kirchen in der Probstei Salzwedel, an die Kirchen in Bergen und Oldenstedt, und an die Klöster in Salzwedel, Seehausen, Arendsee, Diesdorf, Isenhagen und Dambeck. Damit die Mönche im Hlg. Geist - Kloster diese Bestimmung erfüllen könnten, vermachten die v. Kröcher ihnen das Dorf Wernstedt und den Fruchtzehnten von 12 Hufen in Räbel und Wolfswinkel.

Längere Zeit schon scheinen die v. Kröcher eine solche Stiftung ins Auge gefasst zu haben. Als nämlich am 13.4.1318 der Markgraf Waldemar "seinem getreuen Ritter Johann v. Kröcher" das Dorf Wernstedt verlieh, erbaten sie von dem Markgrafen die Einwilligung, das Dorf mit seinen Einkünften einer frommen Stiftung zuwenden zu dürfen. Der Beschluss von 1322 scheint allerdings nicht sofort verwirklicht worden zu sein. Am 22.6.1340, also 18 Jahre später, bekennen Heinrich und Jordan von Kröcher, dass sie das Almosen, welches sie zum Ankauf von Wein und Oblaten bestimmt hatten, "noch nicht haben zu Stande bringen können". Das hing ganz offensichtlich mit den finanziellen Schwierigkeiten zusammen, in die - wie schon beschrieben - die Familie geraten war. Auch setzten sie 1340 fest, dass nur Oblaten dargereicht werden, "weil der größte Teil des Almosens verwüstet ist und sie den fehlenden Teil für jetzt noch nicht zu ersetzen vermögen". Die Pfarrer und Klöster konnten also nun eine Büchse nach Salzwedel schicken, die dort mit dem Abendmahlhostien kostenlos gefüllt wurde. Die Stifter sprechen die Bitte aus, die Boten wohlwollend zu empfangen und schnell abzufertigen. In manchem Pfarrarchiv findet sich heute noch eine solche Büchse.

Als in der Reformationszeit das Kloster aufgelöst wurde, erhielt der Pfarrer im "Amt Salzwedel" das ausgesetzte Korn mit der Verpflichtung, für 78 Kirchen und Klosterpfarren Oblaten zu fertigen. Seit Einziehung dieser Pfarrstelle übernahm der Superintendent in Salzwedel die Pflicht. Zuletzt hatte ein Salzwedeler Einzelhandelsgeschäft die Oblatenstiftung übernommen, die aber kurz vor dem 1. Weltkriege 1914 aufgegeben wurde.


Aus einer Schrift zu 1.000 Jahre Kalbe (Milde) von Pfarrer S. Schneider

   
  
 

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