Die Chronik des Thietmar von Merseburg Thietmar wurde am 25. Juli 975 als Sohn des Grafen Siegfried von Walbeck geboren, der mit dem sächsischen Kaiserhaus verwandt war. Er wurde im Stift St. Servatius in Quedlinburg und im Kloster Berge in Magdeburg ausgebildet und wurde 1002 Propst des von seinem Großvater gestifteten Kloster Walbeck. 1009 schließlich erhielt er das Bistum Merseburg, das Heinrich II. 1004 wieder hergestellt hatte. Er starb am 1. Dezember 1018 und wurde im Merseburger Dom beigesetzt. Sein Tätigkeitsbereich war im Wesentlichen das heutige Sachsen Anhalt.
Er schrieb zwischen 1012 und 1018 eine Chronik in acht Büchern, die die Geschichte von 908 bis 1018 umfasst. An die Geschichte Merseburgs, Sachsens, Polens, der sorbischen Gebiete zwischen Elbe und Oder und der Kriege mit slawischen Stämmen östlich der Elbe sowie zwischen Heinrich II. und Boleslaw Chrobry schließen wertvolle Mitteilungen zur Reichsgeschichte an. Thietmar ist über die Vorkommnisse seiner Zeit gut unterrichtet, oftmals sehr detailliert und anschaulich in der Darstellung; die drei letzten Bücher der Chronik (1014-18) sind fast wie ein Tagebuch. Für die Zeit Heinrichs II. gewinnt die Chronik nach Ansicht von Historikern sogar den Charakter einer Leitüberlieferung.
Weniger gut sind sein lateinischer Stil und die Komposition, da er immer neue Zusätze und Nachträge hinzufügte; die Nachträge lassen sich leicht erkennen, da die Chronik in der Originalhandschrift überliefert ist, geschrieben von acht Schreibern, mit Korrekturen und Ergänzungen von Thietmars Hand.
Von 1091 bis 1570 befand sich der Codex der Chronik im Kloster St. Peter und gelangte 1570 nach Dresden. Bei der Bombardierung Dresdens 1945 wurde der Text so stark beschädigt, dass nur wenige Seiten unversehrt blieben. Glücklicherweise wurde jedoch bereits 1905 ein hochwertiges Faksimile angefertigt.
Eine Überlieferung der Chronik in der sogenannten Brüsseler Handschrift ist wohl eine von Thietmar selbst überarbeitete Fassung, die über das Jesuitenkolleg Paderborn nach Antwerpen und von da nach Brüssel gelangte. Diese enthält außerdem eine Interpolation aus dem Kloster Corvey.
Unter anderem verdank auch Calbe an der Milde, das heutige Kalbe Milde ihm seine erste urkundliche Erwähnung.
Auf der Seite der "Monumenta Germaniae Historica" "Monumenta Germaniae Historica" ist in sehr
anschaulicher Art und Weise die Chronik des Thietmar von Merseburg in digitalisierter Form dargestellt.
Hier ein Auszug:
Titelbild der Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thiemar von Merseburg
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Seite 43 a der Chronik mit dem Text zu Kalbe Milde
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| Der Text in lateinischer Darstellung nach Holtzmann:
nach der Edition v. Holtzmann p. 120 - fol. 43v - Posteaque monasterium sancti Laurencii martiris in urbe, quae Calwo dicitur, situm desolantes, nostros sicuti fugaces cervos insequebantur; nostra etenim facinora nobis formidinem et his suggerebant validam mentem. Mistui, Abdritorum dux, H?anburg, ubi sedes episcopalis quondam fuit, incendit atque vastavit. Quid vero ibi mirabilium Christus operaretur e celis, attendat religio tocius christianitatis. Venit de supernis sedibus aurea dextera, in medium collapsa incendium expansis digitis, et plena cunctis videntibus rediit. Hoc admiratur exercitus, hoc stupet Mistuwoi timoratus; et id mihi indicavit Avico, capellanus tunc eius, et spiritualis frater meus postea effectus. Sed ego cum eodem sic tractavi: reliquias sanctorum itinere in caelum divinitus collatas abisse hostesque terruisse atque fugasse. |Post haec Mystuwoi in amentiam versus invinculis tenetur; et aqua benedicta inmersus: 'Sanctus', inquid, 'me Laurentius incendit!' et antequam liberaretur, miserabiliter obiit|. n19. Desolatis tuncomnibus preda et incendio urbibus ac villis usque ad aquam, quae Tongera vocatur, convenerunt e Sclavis peditum ac equitum plus quam XXX legiones, quae sine aliqua lesione residua quaeque suorum auxilio deorum tunc devastare non dubitarent, tubicinis precedentibus. Non latuit hoc nostros. Conveniunt episcopi Gisillerus et Hilliwardus cum marchione .
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Der Text in deutscher Übersetzung editiert nach Holzmann, neu übertragen von W. Trillmich
Dann verwüsteten (Slaven)das Kloster des hl. Märtyrers Laurentius in der Burg Kalbe und setzen den Unsrigen wie flüchtigen Hirschen nach, denn auf Grund unserer Missetaten hatten wir Angst, sie aber guten Mut. Der Obodritenherzog Mistui verbrannte den ehemaligen Bischofssitz Hamburg und legte ihn wüst. Doch was Christus vom Himmel herab dort Wunderbares wirkte, das sollte voller Andacht die gesamt Christenheit beachten. Eine goldene Hand griff aus höheren Regionen herab, fasste mit ausgestreckten Fingern mitten in die Brände und zog sich, allen sichtbar, gefüllt wieder zurück. Staunend sahen es die Krieger, erschreckt und entsetzt Mistui. Sein damaliger Kaplan Avico, der später mein geistlicher Mitbruder wurde, hat es mir erzählt. Wir beide aber sind zu dem Ergebnis gekommen, Gott hat auf diese Weise die Reliquien der Heiligen ergriffen, in den Himmel aufgenommen, die Feinde aber voller Schrecken in die Flucht getrieben. Später wurde Mistui wahnsinnig und musste in Ketten gelegt werden; als man ihn mit Weihwasser besprengte, schrie er: "Der hl. Laurentius verbrennt mich!" und starb jämmerlich, ohne die Freiheit wieder zu erlangen.
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Seite 70 b der Chronik mit dem Text zu Kalbe Milde
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Der Text in lateinischer Darstellung nach Holtzmann:
Ed. Holtzmann p. 194
//fol. 70v// considera fructum eligantem piae voluntatis illius. Laboravit enim pro conversione coniugis sui ac exaudita est a benignitate Conditoris sui, cuius infinita bonitate per-//S. 196// secutor suimet studiosus resipuit, dum crebro dilectae uxoris ortatu innatae infidelitatis toxicum evomuit et in sacro baptismate nevam originalem detersit. Et protinus caput suum et seniorem dilectum membra populi hactenus debilia subsequuntur et nupciali veste recepta inter caeteros Christi adoptivos numerantur. Iordan, primus eorum antistes, multum cum eis sudavit, dum eos ad supernae cultum vineae sedulus verbo et opere invitavit. Tunc congratulantur legitime coniugati, predictus mas et nobilis femina, illisque subdita omnis familia gaudet se in Christo nubsisse. Post haec peperit bona mater filium longe sibi degenerem et multarum perniciem genitricum, quem fratris sui nomine Bolizlavi appellavit, hunc inquam, qui in eadem primo latentem maliciam aperuit deindeque in viscera sevit, ut in sequentibus a me manifestum fit.
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. n57..
(36) Sed cum mater eiusdem obiret, pater eius unam sanctimonialem de monasterio, quod Calva dicitur, Thiedrici marchionis filiam, absque canonica auctoritate duxit. Oda fuit nomen eius, et magna erat presumptio illius. Spreverat enim sponsum coelestem, preponens ei virum .
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Der Text in deutscher Übersetzung editiert nach Holzmann, neu übertragen von W. Trillmich
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Nach dem Tode seiner Mutter vermählte sich sein Vater ohne kirchliche Genehmigung mit der Tochter des Marggrafen Dietrich,
einer Nonne aus dem Kloster Calbe. Sie hieß Oda und groß war ihr Vergehen. Verschmähte sie doch den himmlischen Bräutigam, um ihm einen Kriegsmann vorzuziehen, was alle Kirchenhirten und besonders ihr Bischof, der hochwürdigste Hildeward, missbilligten.
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| Seite 71 a der Chronik mit dem Text zu Kalbe Milde
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Der Text in lateinischer Darstellung nach Holtzmann:
[Ed. Holtzmann p. 196]
//fol. 71r// quod cunctis aecclesiae rectoribus et maxime antistiti suimet venerabili Hilliwardo displicuit. Sed propter salutem patriae et corroboracionem pacis necessariae non venit hoc ad discidium, sed reconciliacionis continuae remedium salubre. Namque ab ea Christi servitus omnis augebatur, captivorum multitudo ad patriam reducitur, vinctis catena solvitur reisque carcer aperitur; et ut spero, ei magnitudo perpetrati facinoris a Deo remittitur, cum in ea tantae pietatis dileccio cognoscitur. Legimus autem, quod is frustra Dominum placare studeat, qui inceptae propositum nequiciae omnino prorsus non abiciat. Haec genuit viro suimet tres filios, Miseconem, Suentepulcum et ..., cum magno honore ibi degens usque ad finem viri, accepta cum quibus fuit et proficua de quibus venit.
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. n58..
(37.) Sed anno dominicae incarnationis DCCCCXCII. O. regni autem tercii Ottonis |X. o. et VIII. Kal. Iunii| prefatus //S. 198// dux iam senex et febricitans ab exilio hoc ad patriam transit, relinquens regnum suimet plurimis dividendum, quod postea filius eiusdem Bolizlavus, noverca et fratribus expulsa excecatisque familiaribus suis Odilieno atque Pribuvoio, vulpina calliditate contraxit in unum. Hic ut tantum solus dominaretur, ius ac omne fas postposuit. Duxit hic Rigdagi marchionis filiam, postmodum dimittens eam .
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Der Text in deutscher Übersetzung editiert nach Holzmann, neu übertragen von W. Trillmich
Doch das Heil des Landes und der Zwang zur Friedenssicherung ließen daraus keinen Bruch, sondern vielmehr ein heilsames Mittel zur dauerhaften Versöhnung werden; denn sie mehrte in allem den Dienst Christi, führte viele Gefangene in die Heimat zurück, löste die Ketten der Gefangenen, öffnete den Kerker der Beschuldigten. Gott wird ihr, so hoffe ich, die Größe des begangenen Vergehens vergeben, da solche Liebe zu frommen Werken an ihr kund ward. Aber wir lesen auch: Der wird vergeblich trachten, Gott zu versöhnen, der von seinem bösen Beginnen vorsätzlich nicht lassen will. Sie gebar ihrem Gatten drei Söhne: Mieszko, Swentepulk und ...; hochgeeehrt lebte sie dort bis ans Lebensende ihres Gemahls, beliebt bei ihrer Umgebung und segensreich für die Menschen ihrer Heimat.
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Quellen:
- Hompage www.mgh.de
...Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, mit Unterstützung der Generaldirektion der Kgl. Sächs. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, der König- Johann-Stiftung und der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae historica in Faksimile hrsg. [von] (Ludwig Schmidt). Dresden: Tamme 1905
...Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung. Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon. Hrsg. von Robert Holtzmann. Unveränd. Nachdr. der Ausg. Berlin, 1935. München: Monumenta Germaniae Historica 1980 . - LV, 631 S. - (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. 6, Scriptores rerum Germanicarum, Nova Series ; 9)
- Thietmar von Merseburg Chronik neu übertragen und erläutert von Werner Trillmich; 1957 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
- Wikipedia
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