Die Erstellung der baulichen Anlagen der Marine-Funkstation "Goliath" in Kalbe/Milde Herr Architekt Richard Breither, ehemaliger Bauleiter der Firma Ludwig Schneider erzählt nach seinen Erinnerungen.
Das Projekt "Goliath" war damals von dem Neubauamt der Kriegsmarine öffentlich ausgeschrieben worden und unser Büro in Berlin holte die Unterlagen zur Abgabe eines Angebotes.
Die Geschäftsführung meiner Firma in Gießen hatte mich mit der Kalkulation des Angebotes betraut. Unter größter Konkurrenz von Großfirmen hat uns das Neubauamt den Auftrag erteilt. Da ich bis zur Auftragserteilung für die Fern-kabel AG in Suwalki in Polen eine Baustelle für Fernkabel hatte, wurde ich acht Tage vor Ausbruch des 2. Weltkrieges von dort abgerufen zur Ubernahme der Baustelle in Kalbe (Milde).
Bei einer Begehung des für den Bau der Funkstation vorgesehenen Areals mit den Herren der Marinebauleitung zeigte sich ein Wiesengelände in ebener Form, auf dem das Vieh der benachbarten Dörfer weidete. Nach der Besichtigung der Baustelle liefen dann in Gießen die Vorbereitungen zur Einrichtung der Baustelle an. Das meiste Gerät und Material wurde per Bahn in Marsch gesetzt und über den Gleisanschluß der Kleinbahn zur Baustelle befördert.
Ich nahm meine Tätigkeit in Kalbe auf und begann mit dem Aufbau einer massiven Baracke mit Büro, Küche, Vorratsroum, Wohn- und Schlafraum für das Stammpersonal sowie für ein Magazin und die Werkstatt. Nach deren Fertigstellung kamen von der Firma Schneider 60 Stammfachleute, die zum Teil auf der Baustelle und zum Teil in Kalbe Quartier bezogen.
Als weitere Maßnahme wurden für die französischen Kriegsgefangenen, die schon längere Zeit bei der Firma waren, eine Unterkunft geschaffen und ein Zaun um dieses Areal hergestellt. In der Folge erhielten wir dann Zuteilungen von Gefangenen, wie Serben, Russen und Kroaten, die direkt von der Front in Waggons in Kalbe ankamen. Hier zeigte sich ein fürchterliches Bild des Gesundheitszustandes dieser Leute. Sie waren bei ihrer Ankunft völlig ausgehungert und verlumpt. Nachdem wir die Waggontüren geöffnet hatten, mußten wir feststellen, daß bei dem Transport schon acht Mann gestorben waren. Die anderen Gefangenen hatten sich außerdem bereits deren Kleider angeeignet. So hatten wir die traurige Pflicht sofort Beerdigungen vornehmen zu müssen.
Diese Leute wurden dann einschließlich der zugehörigen Wachmannschaften in einem besonderen, von den übrigen abgetrennten Lager untergebracht. So waren 300 Gefangene zu versorgen. Durch eine eigene Küche der Firma versuchte man die Leute in einen körperlichen Zustand zu versetzen, der es ihnen ermöglichte zu Kräften zu kommen, um überhaupt die Bauarbeiten verrichten zu können. Hier habe ich zur Selbsthilfe gegriffen. In Kalbe kaufte ich von dem Gut Alvensleben 400 Zentner Kartoffeln ohne Bezugschein, um wie gesagt die körperliche Situation der Gefangenen zu verbessern. Da diese Handlung, Waren ohne Bezugschein zu besorgen, verboten war und unter strenger Strafe stand, wurde dieser Vorgang gemeldet. Der Stalag-Kommandant suchte mich auf und hielt mir einen langen Vortrag über die strafrechtlichen Folgen einer solchen Handlungsweise. Da ich aber ein gutes Verhältnis mit ihm hatte und wir uns wohl auch gegenseitig irgendwie sympatisch waren, hat er selbst beim Wirtschaftsamt in Magdeburg für die Nachlieferung der Bezugscheine gesorgt. Wie schon gesagt, die uns zugeteilten Fleischwaren für die Gefangenen bestanden aus Pferdefleisch, das schon bei der Abholung unbrauchbar war, um es ganz vorsichtig ausdrückt zu sagen. Ich mußte deshalb eine andere Quelle suchen, um genießbare Lebensmittel zu erhalten. Hierbei muß ich meiner Quartierwirtin, Frau Giese, die einen Fleischereibetrieb hatte, heute noch Dank sagen. Hat sie mich doch in jeder Hinsicht in meiner Absicht unterstützt.
Schon morgens um 4 Uhr fuhr ich mit Frau Giese mit deren PkW und Anhänger in die Umgebung und kauften zusammen Vieh ein. Nach Rückkehr von diesen Fahrten ging es dann schnell wieder zu meiner Baustelle. Von der Firma hatte ich einen Zweisitzer-DKW zur Verfügung, mit dem ich dann immer wieder schnell an Ort und Stelle war. Nebenbei bemerkt, dieses Fahrzeug lief mit Dieselöll. Nachdem wir das Vieh zu Hause hatten, die jüngeren Männer waren ja alle zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen, hat ein alter Meister aus Kalbe, dessen Name mir nicht mehr in Erinnerung ist, montags geschlachtet. Zur Verstärkung habe ich einen Franzosen, der von Beruf Fleischer war, montags aus dem Lager hingebracht, damit der alte Mann Unterstützung hatte. Der Franzose ist zuletzt mit dem Fahrrad von der Baustelle zur Fleischerei gefahren, ein Beweis dafür, daß der Mann zu uns Vertrauen hatte und nicht ausgerückt ist.
Es war für Frau Giese schwer in dieser Zeit einen Betrieb in Gang zu halten, denn ihr Sohn Wilhelm war Soldat. Ihr Sohn Horst war vom Militärdienst befreit und von Beruf Bäcker. Er hat einen meisterlosen Betrieb in der Nähe von Kalbe geführt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, daß nach Rückkehr aus dem Krieg der Sohn Wilhelm meine Sekretärin, die heutige Frau Lotti Giese, geheiratet hat. Sie wohnte dann noch dreizehn Jahre in Kalbe, und ist nach dem Ableben ihres Mannes wieder in ihren Heimatort bei Gießen gezogen.
Trotz unserer wenigen Zeit haben wir Frau Giese noch Erntehilfe geleistet und an Sonntagen mit einer freiwilligen Truppe meiner Mannschaft Kartoffeln geerntet. Dabei fiel mir die Aufgabe zu, mit einem alten Lanz-Bulldog die Ernte einzufahren.
Das nächste Kapitel soll nun die Baulichkeiten und die bauausführenden Firmen beschreiben, die an der Anlage "Goliath" beteiligt waren:
1. Die Bauleitung lag in den Händen von Herrn Dipl.-Ing. Martin vom Marine-Neubauamt Berlin.
2. Für den Funkteil hat Herr Karl Wrackmeier, Funkamtmann für die Werft Wilhelmshaven gezeichnet.
Eine Anerkennung möchte ich an dieser Stelle den beiden vorgenannten Herren für die hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung aussprechen.
3. Die Firma Ludwig Schneider, Bauunternehmung aus Gießen/Lahn war für alle Beton- und Stahlbetonarbeiten mit vielen Sonderkonstruktionen sowie Erdbewegungen von 40.000 m3 und sehr schwierigen Fundationsarbeiten für die wasserdichte Wanne des Sende- und Dieselhauses, sowie der Kühltürme und der Kläranlage sowie der Tankanlage mit den dazu gehörenden Maurerarbeiten verantwortlich.
4. Die Grundwasserdichtung machte die Firma Stapelfeldt, Berlin auf die von uns vorbereitete Wanne. Hier wurden dann Spezialdichtungsbahnen im Heißverfahren aufgeklebt, sodaß wir dann anschließend unsere Betonwände erstellen konnten.
5. Die Maurerarbeiten an den Betriebsgebäuden wurden durch die Firma Lühmann und Partner aus Kalbe als ortsansässige Firma ausgeführt.
6. Die für die Antennenanlage zuständige Firma war die Firma Hein, Lehmann & Go. Berlin-Tempelhof. Der örtliche Bauleiter war Herr Hindenberg, der Montageleiter Herr Walter Knappe. Den Auftrag für die Fundamente der Maste hatte eine Firma aus Wolfenbüttel. Der Bauleiter war mein Kollege Herr Frey, der auch die Häuser für die Antennenspulen und Abstimmittel am Fuß der Rohrmasten erstellte.
Die Mastanlage für jeden Sendekreis, es waren drei an der Zahl, bestanden aus einem runden Mittelmast von 200 m Höhe und einem Durchmesser von 2 m. Dieser Mittelmast stand auf einer 60 cm starken Porzellankugel zur Abschirmung gegen das Erdreich. Weitere fünf Dreiecksmaste mit einer Höhe von 1 70 m gehörten zu jedem Sendekreis. Die Abspannung der Maste geschah durch Pardunen. Dazu wurden, durch die Firma Hein, Lehmann & Go. auf der Baustelle, 70 Stahldrähte auf einer Anlage hergestellt, die dann mit einem verdrillten Draht umwickelt wurden und in Eisenschlaufen an den Befestigungspunkten eingeführt und mit Antimon vergossen wurden, so daß eine Stabilität gesichert war.
Von dem Mittelmast aus gingen dann verdrillte Alu-Seile als Hohlseile in der Abstufung von 200 bis 1 70 m, in deren Inneren sich Stahlseile als Tragseile befanden. Die Abspannung der freistehenden Maste wurde pro Einheit mit je neun Pordunen versehen. Zu den drei Häusern an den Sendemasten wurden dann im Gelände sternförmig verzinkte Erdbänder verlegt. Hierzu wurde von dem Leiter der Firma Lorenz, Herrn Dr.Gutzmann, eine neue Hanomag-Raupe so umgebaut, daß ein pflugartiger Sporn eine RiIle in der Breite des Erdbandes zog, eine anhängende Rolle das Erdband in die Rille verlegte und ein weiterer Sporn das verlegte Band eindeckte. Auf dem Gelände wurden insgesamt 465 km verzinktes Erdband verlegt.
Da unser Auftrag ja für
1. Das Sendergebäude
2. Das Dieselhaus
3. Die Tankanlage
4. Das Nebengebäude
5. Die Kühltürme
6. Die Kläranlage
7. Sendeanlage
8. Erdbewegungen und Anlagen von Viehtränken
9. Der Eisenbiegeplatz
10. Der Zimmerplatz
11. Die Werkstätten
12. Die Betonaufbereitungsanlage
13. Der Aufzug
Zu einigen der vorstehenden Punkte möchte ich nunmehr detailierte Ausführungen machen:
Zu 1. Sendergebäude
Das Sendergebäude war unterkellert, mit einer Spezialgrundwasserdichtung versehen und mit einer 70 cm starken Bodenplatte bewehrt. Weitere Sonderkonstruktionen waren z.B. die Aussparung des Spulenturms mit einem Durchmesser von 8 m.
Bei der Betonierung der Kellerdecke, noch vorheriger Abnahme durch die Bauleitung, war zur damaligen Zeit noch kein Kran üblich zum Transport der Betonmassen; sondern es wurden Schienenstränge mit Drehscheiben verlegt, so daß man nach allen Richtungen fahren konnte. Das Transportmittel dazu war ein Rundkipper, d.h. ein Rollwogen mit einem halbrundem Aufbau und einer Kippvorrichtung nach allen Seiten, in dem der flüssige Beton zu den Verwendungsstellen transportiert wurde. Die Gleisanlage hatte jeweils zu den
Öffnungen in der Decke eine zweifache Sicherung und zwar waren zwei Kanthölzer, die als Prellbock dienen sollten, aufgeschraubt, so daß regulär eine Begrenzung der Fahrbahn gegeben war.
Am Tage der Betonierung der Kellerdecke hoben wir nach der Abnahme durch die Bauleitung um 7 Uhr mit den Betonarbeiten begonnen. Um 1 2 Uhr bin ich zum Essen nach Kalbe gefahren und mein örtlicher Vertreter war während meiner Abwesenheit der Oberpolier F.Knortz. Ich fuhr noch Hause, kam gerade an als das Telefon klingelte und mein Oberpolier mir berichtete, daß wir einen Toten hätten. Sofort fuhr ich wieder zur Baustelle zurück und stellte fest, daß sich folgender Vorfall ereignet hatte:
Zwei französische Kriegsgefangene, die schon als Facharbeiter und als zuverlässig galten, kamen mit einem Rundkipper an die Absperrung am Spulenturm. Sie rammten die Absperrung ‚ die flüssige Betonmasse verlagerte sich, der eine Franzose ließ los, der andere hielt sich an dem Rundgitter fest und fiel durch die Öffnung des Spulenturms in das Kellergeschoß. Die Verletzungen waren so groß und schwer, daß jede ärztliche Hilfe zu spät kam.
Diesen Zwischenfall habe ich meiner Firma in Gießen sofort gemeldet, sowie dem Gewerbeaufsichtsamt in Magdeburg und der zuständige Polizeibehörde. Die Untersuchungen des Unglücks begannen noch am gleichen Tag und dauerten drei Tage. Man machte mich zunächst für diesen Unfall verantwortlich, aber noch der abgeschlossenen Untersuchung wurde ich natürlich von dem Verdacht der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Trotzdem hat mich und alle anderen Mitarbeiter auf der Baustelle dieser Unfall sehr betroffen gemocht, auch wenn sich niemand einer Schuld bewußt war.
Weiter zu den Bauarbeiten des Sendergebäudes.
Alle Konstruktionen wurden in Stahlbeton ausgeführt und zwar aus dem Grund, daß bei einer Holzkonstruktion des Daches die einzelnen Nägel durch die lnduktionsströme des Senders zum Glühen gekommen wären. So mußten für die Dacheindeckung die Dachlatten aus Beton gefertigt werden.
Hierbei ist ein Vorfall zu erwähnen: Am 9. Dezember 1941 habe ich der Bauleitung gemeldet, daß wir bereit seien, das Sendehausdach zu betonieren.
Die Thermometer zeigte an diesem Morgen minus 9 Grad Celsius. Darauf machte mich Herr Martin von der Bouleitung aufmerksam. Er war der Meinung, daß wir bei dieser Temperatur besser nicht betonieren sollten. Ich habe daraufhin Herrn Martin erklärt, daß ich das Risiko auf mich nehmen werde, da man nicht wußte, wie die Temperaturen an den folgenden Tagen sich entwickeIn würden. Er akzeptierte meine Entscheidung und wir begannen mit dem Betonieren. Alles lief gut bis nachmittags gegen 1 5 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt fiel plötzlich unsere Wasserversorgung aus, die aus dem eigenen Brunnen mit Pumpanlage erfolgte, und wir mußten notgedrungen das Betonieren einstellen. Wir hatten gerade die Hälfte der Dachdecke betoniert und damit keinen Abschluß. Jetzt stand ich vor der Frage: "Was tun ?" Ich führte ein Blitzgespräch mit meiner Firma in Gießen, einer zur damaligen Zeitpunkt sehr schwierigen Maßnahme. Aber auch von dort konnte mir keine Hilfe zuteil werden. Ich habe daraufhin gehandelt und meinen Maschinenmeister beauftragt die Pumpe auszubauen und zu der Lieferfirma der Löwe-Pumpen, die in Salzwedel, also in der Nähe von Kalbe, ein Werk hatte, eine neue Pumpe zu besorgen. Die Pumpe kam, wurde eingebaut und war gegen 20 Uhr wieder betriebsbereit. Wegen der einbrechenden Dunkelheit konnten wir allerdings die Betonierungsarbeiten nicht weiter fortsetzen. Als Sofortmaßnahme in dieser Situation habe ich von meinen Leuten alle Ölfässer aufschlagen und unten mit Eisenstäben versehen lassen, so daß ich diese Fässer unter die Abstützung der Dachkonstruktion stellen konnte. Eine Mannschaft wurde anschließend abgestellt, die in den so vorbereiteten Fässern ein leichtes Feuer machte. Die hierbei entstehende Wärme sollte den bereits zwischen die doppelte Schalung eingebrachten Beton anwärmen, um ein frühzeitiges Abbinden zu verhindern. Meine Theorie ging auf, obwohl mich diese Situation eine weitere schlaflose Nacht kostete. Am kommenden Morgen bei Tagesanbruch bin ich auf die Dachfläche gestiegen, habe eine Betoneinfülluke geöffnet und habe festgestellt, daß bei dem Beton noch eine weiche Konsistenz vorhanden war. Ein wenig Glück stand mir natürlich auch zur Seite, da die Temperaturen in der Nacht auf 0 Grad angestiegen waren. So haben wir am Morgen sofort damit begonnen, alle bereits betonierten Flächen des Daches wegen des besseren Verbundes mit einer Spezialmischung zu versehen. Anschließend konnten wir die Dachfläche fertig betonieren. Noch 28 Tagen wurde planmäßig ausgeschalt, wobei sich keine Absätze zeigten. Auch die Prüfung mit dem Prallhammer zeigte gleichmäßige Ergebnisse.
Man muß, wie so schön gesagt, auch einmal etwas wagen und Glück gehört manchmal auch zum Geschäft.
Zu 2. Dieselhaus
Beim Bau des Dieselhauses, das in der gleichen Ausführung, wie bei dem Senderhaus beschrieben, erstellt wurde, passierte uns folgender Vorfall: Bei den Ausschachtungsarbeiten, bei denen der 0 & K-Bagger mit 50 t Gewicht eingesetzt war und bedingt durch schlammigen Boden und Triebsand auf Matrazen aus Holz stand, rutschte uns dieser bei einer Drehung seitlich ab und lag im Morast der Baugrube. Mehrere Tage benötigten wir mit allen Hilfsmitteln, die wir zur Verfügung hatten, den Bagger wieder flott zu bekommen.
Allgemein muß zu den Vorgängen erwähnt werden, daß wir mit unserer Baustelle der sog. Baustufe 00 angehörten, was absolute Dringlichkeit und Priorität in Bezug auf die rechtzeitige Fertigstellung hatte.
Obwohl uns also vorgenannte Widrigkeiten zeitlich arg zurückgeworfen hatten, konnten wir durch hervorragenden Einsatz aller Beteiligten den Rückstand wieder aufholen. Und das obwohl die Mannschaft aus Stammpersonal und Kriegsgefangenen bestand.
Noch den Ausschachtarbeiten wurde auch wieder mit der Grundwasserdichtung nach dem System des Senderhauses begonnen. Die Grundplatte hatte eine Stärke von 70 cm mit starker Bewehrung. Auf der Platte wurden zwei Längsfundamente in einer Höhe von 1 m und einer Stärke von 60 cm erstellt. Auf diese Längsfundamente wurden Federböcke in den Abmessungen 50 x 50 cm und einer Höhe von 60 cm aufgebracht, mit je einem Federpaket von neun Federn bei einer Federstärke von 3,5 cm. Diese Böcke wurden benötigt für die beiden Dieselmotoren von je 4.000 PS für die Notstromaggregate zur Aufnahme der Anlaufschwingungen der Motoren. Von dem Dieselhaus ging ein Rohrregister von 32 Rohren in die danebenliegende Tankanlage mit entsprechender Grundwasserdichtung.
Zu 3. Tankanlage
Die Tankanlage war betoniert mit Sohle und vier Wänden. Zu erwähnen ist, daß wir auf dem Gelände eine zentrale Pumpanlage hatten, die das Grundwasser auf eine bestimmte Höhe absenkte und diese dann einhielt. Unsere Betonarbeiten konnten dadurch im Trocken vorgenommen werden.
Eines Tages erhielt ich von der Bauleitung eine Aufforderung, in der mir durch Herrn Martin mitgeteilt wurde, daß ein Schreiben der obersten Bauleitung gekommen sei, in dem angeordnet wurde, daß die Wasserhaltung aus Kostengründen sofort eingestellt werden müsse. Ich habe gegen diese Anordnung protestiert und ein Schreiben an die Bauleitung gegeben, daß ich keinerlei Verantwortung für diese Maßnahme übernehmen kann, da die betonierte Tankanlage noch keine Auflast durch Tank und Decke hatte.
Doch "Befehl ist nun einmal Befehl" und das Pumpen des Wassers der Grundwasserabsenkung wurde eingestellt! Am nächsten Morgen war mein erster Gang zur Tankanlage, die unmittelbar neben meinem Büro lag. Ich bemerkte sofort, daß etwas nicht stimmte. Ich holte mein Nivellierinstrument, stellte nach Prüfung der vier Eckpunkte der Tankanlage fest, daß die Wanne, mit einem Eigengewicht von ca. 200 t, sich an der Ecke der Rohrdurchführung vom Dieselhaus zur Tankanlage um 29 cm gehoben hatte und das nach Einstellung der Grundwasserabsenkung. Ich habe Herrn Martin und Herrn Wrackmeier sofort geholt und ihnen das Ergebnis ihrer Anordnung gezeigt. Herr Martin fragte mich: "Was wollen Sie jetzt machen?" Da gab es von mir nur eine Antwort: "Die Pumpe der Grundwasserabsenkung sofort wieder anstellen, den Ablaufschlauch der Pumpe in die Wanne hängen und die Wanne mit Wasser füllen!" Vielleicht denkt man nun, an dieser Stelle hätte die Tankanlage auch noch ein Schwimmbad werden können. Wie wahr!
Aber wieder im Ernst: Nach Einbringen dieser Wassermasssen als Auflast in die Tankanlage hat es sich so ausgewirkt, daß die Wonne an einem Punkt um 27 cm in die alte Lage zurückging. Die verbleibende, kleine Differenz war unbedeutend für das Bauwerk. Allerdings stellte sich durch die Hebung der Wanne eine neue Schwierigkeit ein, die darin bestand, daß verschiedene Rohre dieses Registers eingeknickt waren. Diese mußten natürlich ausgewechselt werden und mit einer neuen Abdichtung gegen Grundwasser geschützt werden.
Zu 5. Kühltürme
Die Gründung der Fundamente war einfacher, weil wir die reguläre Fundamenttiefe für die Platte brauchten. Der Aufbau wurde von einer Berliner Firma du rchgeführt.
Zu 6. Kläranlage
Bei dem Aushub der Kläranlage hatten wir große Schwierigkeiten, denn der gewählte Standort dieser Anlage lag in einem besonderen Gebiet von Triebsand. Wenn man eine Schaufel Sand aufnahm, kamen einem zwei entgegen. So mußte eine Spundung geschaffen werden, um überhaupt die Ausschachtungsarbeiten und die danach folgenden Arbeiten bewältigen zu können. Durch die Wiederaufnahme der Grundwasserabsenkung der Tankanlage ist es uns gelungen, die Betonarbeiten zügig durchzuführen.
Zu 7. Sendeanlage
Der Sender "Goliath" war eine einmalige Neukonstruktion unter der Federführung der Firma G. Lorenz AG., Berlin-Tempelhof. Der Chefkonstrukteur war Herr Dr. Gutzmann mit seinem Mitarbeiter Herrn Dr. Dietsch. Der örtliche Bauleiter war Herr Heumann, der Montageleiter Herr Koch.
Herr Dr.Gutzmann war die meiste Zeit mit auf der Baustelle, hat Hand angelegt, wo es fehlte und die Probleme selbst an Ort und Stelle geklärt. Ich muß sagen, das Team dieser Firma war hervorragend und uns verband ein partnerschaftliches Verhältnis.
Auch die Firma AEG hat im Verbund mit der Firma Lorenz die Gleichrichteranlagen gebaut und alle Verdrahtungen der Anlage durchgeführt.
Für den Sender wurden durch die Firma Telefunken sechs Senderöhren von 2 m Höhe und 60 cm Durchmesser mit Spezialtransporten einzeln angeliefert.
Zu den anderen nicht erwähnten Punkten gab es keine Besonderheiten.
Reste der Anlage
Heute 2012 sind nur noch geringfügige Reste der Anlage zu sehen, vom Haupthaus findet man in einem kleinem Pappelwäldchen nur Beton- und Mauerreste.
In den 50-iger Jahren wurde alles restlos gesprengt.
Lediglich von einem Gittermast ist ein Fundament übrig geblieben.
Die Lage ist 11'25'19 - 52'40'9
Er ragt 85 cm aus dem Boden und hat eine Kantenlänge von 1,95 m.
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