Von der Schule in Kalbe
Wann in Kalbe die erste Schule eingerichtet worden ist, wissen wir nicht, jedoch die Gottesdienstordnung von 1507 weist nach, dass es schon eine Schule gibt. Wir dürfen annehmen, dass bereits im 15. Jahrhundert eine Schule bestanden hat. Über Lehrer, Zahl der Schüler oder gar Inhalt des Unterrichts dieser Schule wissen wir nichts. Aus der Gottesdienstordnung geht lediglich hervor, dass es zu den Aufgaben des Organisten (Küsters) und der Schüler gehörte, bei Gottesdiensten und anderen Gelegenheiten zu singen.
Im Visitationsabschied von 1541 wird ein Schulmeister in Kalbe nachgewiesen, dessen Name aber nicht genannt wird. Als Besoldung hat er jährlich bekommen: (Maße und Werte unserer Zeit in Klammern)
- 1/2 Wispel Roggen (ca. 10 Zentner) von Elias v. Alvensleben
- 1/2 Wispel Gerste (weniger als 10 Zentner) von Andreas v. Alvensleben
- zu Weihnachten aus jedem Haus einen Pfennig (ca. 80,- bis 100,- M)
- alle Quartale aus jedem Haus einen Pfennig (ca. 320,- bis 400,- M)
- alle Quartale 3 Pfennige vom Pfarrer und ebenso viele von den Kirchenvorstehern (ca. 24,- M)
- für eine Wiese 10 Schillinge Zins jährlich (etw.über 100,-M)
alle Quartale 9 Pfennige Schülergeld (ca. 36,- M, wobei nicht abzulesen ist, wie viel Schüle es waren und wie viel jeder zu zahlen hatte)
vom (alvenslb.) Hof 2 Präbenden täglich (Präbende = Unterhalt, Gaben, die meist zur Nahrung gegeben wurden)
- vom Pastor 1 Präbende täglich
- von 12 Nemorien (Seelenmessen, die der Bischof v. Havelberg eingerichtet hatte)
- von jeder 1 Schilling, zusammen 12 Schillinge jährlich -etwa 135,-
- Freie Wohnung auf der Schule.
1551 wird berichtet, dass der Schulmeister die Betglocke läutete und dafür im Jahre 4 Schillinge (ca. 40,- bis 45,- M) bekommt, außerdem kann er täglich vom alvenslb. Hof eine Kanne Bier holen lassen. Die Visitationsabschiede von 1551, 1579 und 1600 weisen aus, dass die Lehrerbesoldung wesentlich verbessert worden ist. Das hängt wohl damit zusammen, dass in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Deutschland allgemein ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen war.
Erst in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts werden uns Lehrer mit Namen bekannt. Sie nennen sich gewöhnlich "Ludimoderatoren" = Schulmeister.
Der erste Schulmeister, der uns mit Namen bekannt geworden ist:
Johannes Sinapius, um 1564 - 1566 als Lehrer in Kalbe tätig, stammte aus Stendal, wurde später Pfarrer in Bismark und danach Pastor und Inspektor in Kalbe. Wir finden in dieser Zeit häufig, dass Pfarrer, ehe sie ins Pfarramt kamen, einige Jahre im Schuldienst tätig waren.
Paul Medeback, geb. um 1543 in Salzwedel, hatte in Wittenberg studiert, 1569 - 1571 Schulmeister in Kalbe, dann (wahrscheinlich) 3 Jahre im Schuldienst in Salzwedel, 1574 - 1580 Pfarrer in Berge b. Gardelegen, 1580 - 1614 Pfarrer in Bismark, dort gestorben.
Martin Schirmitz war um 1577 Rector scholae in Kalbe und hat als solcher die Konkordienformel am 1./2.8.1577 im Stendaler Dom unterschrieben. Wir wissen nicht, wie lange er in Kalbe tätig war und wo er später Schul- oder Pfarrdienst verrichtet hat.
Johannes Marcus stammte aus Kalbe, hatte in Helmstedt studiert und war von 1595 - 1601 Ludimoderator in Kalbe, wechselte dann in die Diakonsstelle (3. Pfarrstelle) über 1601 - 1614, wurde danach Pfarrer in Bismark als Nachfolger von Paul Medebeck, ist aber schon 1616 dort gestorben.
Johannes Ostherrn war zwischen 1601 - 1605 Rektor der Schule in Kalbe, wurde 1605 in die Pfarrstelle Estedt berufen und ist dort am 17. November 1646 gestorben. In 1. Ehe war er mit Margarethe Struve, einer älteren Schwester des Inspektors Simon Struve verheiratet, die aber schon 1612, 28 -jährig an der Pest starb.
Neben diesen Schulrektoren werden um 1600 Organisten (2. Lehrerstelle) namentlich genannt. Am Anfang des Jahrhunderts ist hier
Johannes Alert tätig. Woher er stammte und wie lange er lebte, wissen wir nicht, jedoch sein Sohn
Abel Alert ist in der Zeit vor 1627 - 1635 ebenfalls als Organist nachweisbar.
Nach der Reformation wird in Kalbe eine Mädchenschule in einem Bürgerhause eingerichtet, das um 1605 baufällig geworden, niedergerissen und neu aufgebaut wird. Die Baukosten trägt zum größten Teil der angesehene Bürger Hans Bünemann, dessen Ehefrau Catharina, geborene Jobs, um 1611 als Lehrerin dieser Schule genannt wird.
Weitere Schulrektoren waren:
Wedige Wigand stammte (wahrscheinl.) aus Wiepke, geb. um 1597, zwischen 1615 und 1626 Schulmeister in Kalbe. Sicherlich hat er in dieser Zeit auch studiert, denn seit 1626/27 - 1639 war er Pfarrer in der 3. Pfarrstelle in Kalbe, wurde 1639 Pfarrer in Bismark und ist dort 71jährig 1668 gestorben. Nachfolger im Kalbenser Schuldienst wurde
Nicolaus Christiani, Pfarrerssohn aus Kremkau, von 1627 - 1631 Schulmeister in Kalbe. Als Nachfolger seines Vaters übernahm er 1631 die Pfarrstelle Kremkau und ist dort 1671 gestorben.
Theodoricus Rodedichius stammte (wahrscheinl.) aus Stendal, von 1631 - 1634 Schulmeister in Kalbe, heiratete 1631 Christina Gerke aus Kalbe und war später Pfarrer in Kläden bei Stendal (+ 1665). Am 5.6.1633 schreibt Rodedichius an die Herren v. Alvensleben über einen zwischen ihm und den Organisten Abel Alert "in beiderseitigen Trunkenheit vorgekommenen groben Exces, bei welchem er gegen den Organisten sogar das Messer gebraucht hat" und bittet "um Trennung von diesem Menschen, den er bis ins 4. Jahr habe auf Händen getragen, obwohl derselbe sehr unverträglich sei". In Folge dieser ärgerlichen Auseinandersetzung scheinen beide, von ihren Ämtern abgelöst worden zu sein. als Nachfolger von Rodedichius tritt
Johannes Breslau in den Schuldienst (1634 - 1636). Er war am 21. September 1605 in Salzwedel geboren. Nach seiner Tätigkeit als Rector scholae kam er 1636 in die Pfarrstelle Jeggeleben, wo er 1677 gestorben ist. Als Nachfolger von Abel Alert wird
Pasche Beust Organist in Kalbe. Er stammte aus der Stadt und war der Sohn des Bürgermeisters Arnold Beust. Zweifelhaft ist, ob er Schulunterricht erteilt hat, da er neben seinem Organistendienst eines der beiden Vorwerke verwaltete. Gestorben ist er 1652 in Kalbe. Nachfolger von Joh. Breslau als Ludimoderator wurde
Andreas Ostherrn, geboren 1608 in Estedt. Schon sein Vater Johannes war hier Schulrektor gewesen. Andreas Ostherrn stand hier im Schuldienst von 1637 - 1645 und wurde Nachfolger seines Vaters in der Pfarrstelle in Estedt, wo er 1686 starb.
Mit Andreas Ostherrn endete die Gewohnheit, dass der Schulmeister jeweils nur einige Jahre im Schuldienst blieb, um dann eine Pfarrstelle zu übernehmen. Die Nachfolger sind dann in der Regel lebenslang Lehrer geblieben.
Während als Ziels des Unterrichts im Visitationsabschied von 1600 nur ganz allgemein beschrieben wird: "Damit die Kinder, sonderlich die Mägdlein desto besser in der Furcht Gottes mögen auferzogen werden", gibt der Visitationsabschied 17#579 von Salzwedel präzisere Auskunft über Ziel und Inhalt des Schulunterrichts: "Dass die Jugend fleisigk instituirt undt nicht mit vordächtiger Lehr auch bösen sitten und Leben Corrumpirt werde". "So wirdt auch von allen Präceptoren ohn unterscheidt erfordert, das sie bey undt scriptis Lutheri vorsehen bestendiglich verharren undt newe Opiniones oder meinunge aus den vordechtigen scriptis nicht auf die Bahne bringen, viel weniger in ihren Lectionibus Gatecheticis die Jugendt anders wohin leiten, sondern dahin trachten und sehen, dass die gotliche wahrheit pleibe und erhalten werde." Unter der "vordächtigen Lehr" und den "newen Opiniones" ist zu der damaligen Zeit der Calvinismus zu verstehen, der immer nachhaltiger in protestantisches Gedankengut eindrang. Eines der wichtigsten Unterrichtsbücher war der "Kleine Katechismus" von Martin Luther, der für viele Generationen Lehr- und Lesebuch geblieben ist.
40 Jahre später, um 1620, schreibt ein Perleberger Schulmeister an seinen Freund (wahrscheinl. ein Kalbenser Pfarrer) über den Inhalt seines Schulunterrichts:
"In der Schule habe ich aufzuwarten des montags von 7 bis 8, da ich mit den Älteren in ein absonderlich Gemach Mathematik habe, der Cantor in dem anderen mit den Kleinen hat mit Lesen zu tun, von 8 bis 9 curiert der Cantor das ganze corpus, von 9 bis 10 habe ich mit den Älteren den Terenz (röm. Dichter um 200 v. Chr.) und lasse von den Großen die Lesestücke überhören. Nachmittags hatt der Cantor von 12 bis 1 Musicam, von 1 bis 2 lehre ich die Älteren allein den Virgil (röm. Dichter um 30 v. Chr.), der Cantor im anderen Auditorio Colloquia Heraeica, von 2 bis 3 bin ich allein und tradire mit den Großen Syntax (Lehre vom Satzbau).
Dienstags von 7 bis 8 griechische Gramatik und Plutarchus (griech. Schriftsteller um 100 n. Chr.), im anderen Auditorio der Cantor den ganzen Catechismus und Deutsch, ab 8 bis 9 der Cantor allein mit allen, von 9 bis 10 habe ich exercitium styli (Stilübungen) in Griechisch und Lateinisch mit den Älteren und Jüngeren usw." Man fragt sich natürlich, wie das die Schüler verdaut haben und was dabei überhaupt herausgekommen ist. Wenn auch in Kalbe keine ausgesprochene Lateinschule bestanden hat, so wird doch in vielem das Lehrangebot ähnlich gewesen sein. Deutlich ist jedenfalls, dass sich die Schule im 17. Jhdt. im Umbruch befand. aus der Einrichtung, die die Glaubenslehre befestigen sollte, wurde immer stärker die Schule, die Bildung vermitteln wollte. Natürlich hat auch hier der 30jährige Krieg vieles zerstört und zum Erliegen kommen lassen.
In einem geradezu katastrophalen Zustande befindet sich das Schulwesen in Kalbe am Anfange des 19. Jahrhunderts. Bis dahin hat außer dem ersten Lehrer, der den Titel eines Rektors führt, der Organist täglich 2 Stunden an der Knabenschule unterrichtet. Der Superintendant Ewald zu Kalbe hat einen Befehl des Konsistoriums zufolge über die Einkünfte des Organisten berichten sollen, und dabei sich zu äußern wegen der Einsetzung eines zweiten Lehrers. Er schrieb dazu: "Ew. Königlichen Majestät Befehl vom 31. Juli zufolge übersende ich anbei die Designation der Einkünfte des hiesigen Organisten Erhardt, der in sein 64. Jahr gehet, und dem man die Tüchtigkeit einer Elemonter Claße vorzustehen nicht absprechen kann, dessen Geneigtheit dazu ich aber bezweifle, weil er sich gern mit andern Sachen als z.B. mit Uhrreparieren, Löthen, Drechseln und Tischlern abgibt. Indessen glaube ich, da ihm nun nachgerade sein Gesicht zu diesen seinen Arbeiten nicht mehr entsprechen will, er würde, wenn ihm eine Zulage accordiert werden könnte, sich dem Schulgeschäft jetzt eher als ehemals unterziehen und ich wünsche es um so mehr, da es mir sehr wahrscheinlich ist, dass er es bei den Patronen dahin zu bringen suchen wird, sich seinen Sohn adjungieren zu lassen. Ich hätte dann bessere Gelegenheit, wenn es mit dem Vater nicht ganz gelingen sollte, den Sohn zu einem tüchtigen Schulmann zum Besten der Bürgerschaft zu bilden, bei welchem ich auch glaube bei einer folgsameren Gesinnung mehreren Eingang zu finden. Ach ! wenn es doch möglich wäre, diese meine Lieblingsidee zu realisieren und dann, wenn ich auch schon modere Gelegenheit verschafft zu haben, in der Folge diesem Städgen eine gebildetere und vernünftigere Bürgerschaft zu formieren. Jährliche 16 - 20 Rthlr. würden hinreichen, um Ew. Königliche Majestät Millionen von Glück- und Segenswünschen, aber auch den Mann zu Wege bringen, der diese heilsamen Anordnungen und Vorschläge mit seinem guten Rathe unterstützte und die kräftige Leitung dieses unsern Ort beglückenden Geschäfte thätig betriebe. Zwar würde ich nicht mehr lange die Früchte davon genießen, aber mit mehrerer Freudigkeit würde ich meine Augen schließen, wenn ich so glücklich gewesen wäre, dieses Geschäft einigermaßen in den Gang gebracht zu haben. "
Die Einkünfte der Organistenstelle sind:
- Rogenpacht 3 Wispel, 7 Scheffel, 1 ½ Metzen
- Gerstenpacht 23 Scheffel, 14 Metzen
- an barem Gelde 13 Rthlr, 20 Groschen
- Akzidenzien nach einem 6 jähr. Durchschnitt 8 Rthlr.
- für Gartennutzung 12 Rthlr
Ackerland und Wiesen sind nicht mit dieser Stelle verbunden, die 5 Holzkabeln, die eigentlich zu dieser Stelle gehören, können nicht in Anschlag gebracht werden, da 3 schon ganz abgeholzt sind, die beiden übrigen aber nicht genügend Holz zur Feuerung gebe.
Am 2. Oktober 1805 ergeht seitens des Konsistoriums zu Berlin an den Superintendenten Ewald der Befehl, zu berichten, ob die Patrone geneigt sind, das Gehalt der 20 Tlr zu bewilligen, andernfalls müsste das Konsistorium dieselben aus seinem Schulfonds nehmen. Ferner soll der Superintendent berichten, dass wenn Erhardt in seinem Sohne einen Adjunken erhalten habe, dieser geprüft ist und die fälligen Gebühren entrichtet hat. Am 21.03. 1807 erinnert das Konsistorium Ewald an den geforderten Bericht. Darauf meldet Ewald, dass er das von Alvenslebische Gesamthaus gebeten habe, ihm die Geschäfte der neuen Schuleinrichtung zu übertragen. Sobald er beistimmende Resolutionen erhalten hat, wird er den geforderten Bericht erstatten. Am 6 Juli 1807 teilt der Superintendent dem Konsistorium mit, dass sich die von Alvensleben außerstande sehen, die 20 Tlr. jährlich zu bewilligen. Ewald will nun erst an der Schulreform weiterarbeiten, wenn er den endgültigen Bescheid des Konsitoriums wegen der Bezahlung der 20 Tlr. in Händen hat. Ehe es aber dazu kommt, ist der Frieden von Tilsit geschlossen und damit die Altmark von Preußen getrennt und ein Bestandteil des französischen Vasallenstaates "Königreich Westfalen" geworden. In dieser Zeit ist für die Verbesserung des Schulwesens nichts geschehen. Nur einmal wird die Schule in Kalbe erwähnt, als im Jahre 1811 der Unterpräfekt von Salzwedel über die Schulen in seinem Bereich berichten muss.
Rektor und Kantor ist damals Georg Friedrich Schwarzenberger, wie alle seine Vorgänger Theologe.
Sein Gehalt setzt sich folgendermaßen zusammen.:
- Bargeld 20 Tlr.
- Naturalien 2 Wispel 22 Scheffel 6 Metzen Roggen 23 Scheffel 10 Metzten Gerste 6 Scheffel, 12 Metzen Weizen
- die zusammen einen Wert von 90 Tlr , 9 Groschen und 3 Pfennig haben.
- freie Wohnung = 10 Tlr.
- einen Garten = 10 Tlr.
- fünf Holzkabeln = 10 Tlr.
Alles zusammen 120 Tlr. 9 Groschen 3 Pfenning,
davon gehen ab an Grundsteuern 1 Tlr. 16 Gr. 11 Pf. hinzukommen noch 8 Tlr. 20 Gr. sogenannte Baufreiheitsgelder, so dass das Einkommen aus 127 Tlr. 14 Gr. besteht .
Dazu kommen noch die Accidentien, kirchliche Gebühren.
- für eine große Leiche, d.h. Beerdigung mit Gesang der Schüler und Orgelspiel 8 Groschen
- für eine Kleine Leiche 4 Groschen
- für eine Hochzeit 6 Groschen
- für eine Kindtaufe 3 Groschen
- für das Schreiben eines Gevatternbriefes 1 Groschen.
Außer dem Rektor soll, wie schon bereits gesagt ist, der Organist Johann Caspar Ehrhardt täglich 2 Stunden unterrichten. In dem Bericht des Unterpräfekten wird sein Einkommen folgendermaßen festgestellt.:
- Bargeld 2 Tlr., 10 Groschen
- Naturalien 6 Wispel Roggen, 1 Wispel Gerste, die zusammen einen Wert von 82 Tlr, repräsentieren.
- feie Wohnung = 10 Tlr.
- einen Garten = 10 Tlr.
- drei Holzkabeln = 3 Tlr., was zusammen 105 Tlr. ausmacht.
Davon gehen ab 1 Tlr., 2 Gr., 9 Pf. Grundsteuer, hinzu kommen noch 10 Tlr. Baufreiheitsgelder, so dass also das Einkommen 114 Tlr., 1 Gr. 3 Pf. beträgt, dazu kommt noch an Accidentien,
- für eine große Leiche 4 Gr.
- für eine kl. Leiche2 Gr.
- für eine Hochzeit 6 Gr.
In dieser Berichterstattung werden auch erstmalig die Unterrichtsgegenstände der Knabenschule erwähnt: Religion, Schreiben, Rechnen, Lesen und Gesang. Die Vorgänger Schwarzenbergers haben wahrscheinlich Latein als Privatunterricht erteilt, aber von einer Lateinschule kann keine Rede sein.
Lehrer der Mädchenschule ist Friedrich Christian Müller, der zugleich das Amt eines Küsters von Vahrholz versieht. Sein Einkommen setzt sich folgendermaßen zusammen.:
- 21 Scheffel, 8 Metzen Roggen = 19 Tlr., 17 Gr.
- freie Wohnung = 10 Tlr.
- einen Garten = 10 Tlr.
- fünf Holzkabeln = 10 Tlr. zusammen 49 Tlr. 17 Gr.
davon gehen ab 23 Gr. 5 ½ Pf. Grundsteuern, hinzu kommen 3 Tlr. 20 Gr. Baufreiheitsgelder, so dass also das Einkommen 52 Tlr. 13 Gr., 6 ½ Pf. beträgt.
Am 4. Februar 1817 reichen die Bürger von Kalbe eine Beschwerde an das Konsistorium über die traurigen Schulverhältnisse in Kalbe ein. Diese sind derart, dass die Schulen daselbst noch nicht einmal einer gut eingerichteten Dorfschule an die Seite gestellt werden können. Die Schuld an diesen Zuständen müsse den Lehrern zugeschoben werden. Dass aber die v. Alvensleben als Patrone der Schule ebensoviel oder noch mehr Schuld haben, davon sagen die Bürger in ihrer Beschwerde nichts, da sie wirtschaftliche Schäden seitens der v. Alvensleben fürchten. Da ist zuständig zunächst der Rektor, dem die Bürger keineswegs die Kenntnisse absprechen wollen, an einer "gelehrten" Schule mit Erfolg zu unterrichten. Er ist schon einige 30 Jahre im Amt, allein die Generationen, die während dieser Zeit die Schule besucht haben, "sind gleichsam wie die Pilze aufgewachsen, ohne Kenntnisse, ohne Sitten. Es ist ein Mann, der nicht die geringste Autorität besitzt, dabei solche schmutzigen Sitten hat, dass er sogar ein gewisses Naturbedürfnis, welches jeder gewöhnliche Mensch von Gefühl an entfernt geheimen Ort verrichtet, sich nicht scheut, in Gegenwart der Kinder abzumachen." Der Unterricht ist unter aller Kritik. Das die Kinder notdürftig lesen können, ist das Einzige was zu erwarten ist. Gerechnet wird überhaupt nicht und das Schreiben lässt auch zu wünschen übrig. Der zweite Lehrer ist nicht besser. Da er als Organist in einem besonderen Hause wohnt, gibt er seinen Unterricht nur wenn es ihm beliebt. Er hat in Gestalt seines Sohnes einen Adjunkten, der, trotzdem er keine auswärtige Schule hat sich schätzenswerte Kenntnisse angeeignet hat, so dass er mit Nutzen als Elementarlehrer tätig sein könnte, wenn ein anderer Rektor vorhanden wäre. So aber überlässt er die zwei Stunden, die er täglich unterrichten soll, seinem Vater und betreibt im väterlichen Hause eine Privatschule, die von den Kindern der besseren Bürger besucht wird. Zwar hat der Bürgermeister Porree schon mehrfach mit dem Superindenten Ewald über diese Dinge gesprochen, aber es ist nichts geschehen, um die aufgezeigten Mängel zu beseitigen. Diese Eingabe übermittelt das Konsistorium, da der Superindentent Ewald inzwischen gestorben ist, dem zweiten Prediger, Schricke, zur Stellungnahme. Diese erfolgt am 09. März 1817. Der Rektor Schwarzenberger ist ein Mann von 56 - 58 Jahren und seit 32 Jahren in Kalbe. Er ist gleich von der Universität nach Kalbe gekommen. Wäre er vorher unter guter Anleitung an einer anderen Schule oder als Hauslehrer tätig gewesen, so stand zu erwarten, dass er das vorgefundene Mangelhafte verbessert hätte. So aber hat er in derselben ungenügenden Art, wie er sie vorgefunden, weiter unterrichtet. Er unterrichtet täglich 5 - 6 Stunden. Der Unterricht besteht darin, dass die Kleinen das ABC lernen, dann am Evangelienbuch das Lesen üben und dann zur Bibel fortschreiten. Dazu kommt das Auswendiglernen von Bibel-und Liederversen. Über dem werden, namentlich in der Winterschule, oft 100 Kinder in einem verhältnismäßig kleinen Raum unterrichtet, so dass während der Rektor die eine Abteilung unterrichtet, die anderen Abteilungen Unfug treiben. Schricke empfiehlt, dem Rektor eine kleine Pfarrstelle zu geben und die Rektorstelle anderweitig zu besetzen.
Im Jahre 1816 war der Mädchenlehrer Christian Friedrich Müller gestorben. Schon während seiner Krankheit war ihm vom Schulpatron der Tischlermeister Stockmann als Adjunkt zur Seite gestellt. Dieser hatte auch zwei Winter während der Krankheit Müllers unterrichtet. Nun soll er definitiv als Lehrer der Mädchenschule angestellt werden. Das Konsistorium fordert folgende Unterlagen zur Bestätigung Stockmanns ein:
1. Die Präsententation der Patrone
2. Das Protokoll über die Prüfung
3. Das Zeugnis über die Militärfreiheit
4. Das Verzeichnis der Einkünfte
Das Prüfungsprotokoll vom 13. April 1816 lautet:
Aus dem angestellten Examen ergab sich dass:
Examinandus im Buchstabieren, Lesen und Aufschlagen der biblischen Bücher sehr erfahren war, dass er den Catechismus Lutheri nicht allein wörtlich wusste, sondern auch eine ziemliche Kenntnis der darin enthaltenen christlichen Wahrheiten besaß, dass er eine gute, obgleich etwas schwache Stimme im Singen zeigte, auch die Melodien der Lieder zu treffen wusste, dass er zwar keine schöne, aber doch sehr leserliche Hand schrieb und dass, er im Rechnen eine gute Fertigkeit in allen Arten der Exempel der Regula de tri besaßt.
Wenn nun der Stockmann mit diesen Kenntnissen einen guten moralischen Wandel verbindet, so werden ihm unbedenklich beide Ämter (Mädchenlehrer in Kalbe und Küster in Vahrholz) erteilet werden können, wozu ihm der Beystand und Segen unsers guten Gottes angwünscht wird." Die Einführung Stockmanns verzögerte sich aber wegen Hausreparaturen bis zum 8. September 1816.
Am 14, Juni 1817 berichtet der Konsistorialrat Matthias, der mit dem Konsistorialrat Westermeyer in Salzwedel war, dass sie auf dem Rückweg die Schulen in Kalbe besucht haben. Beide sind von dem Zustand der Schulen erschüttert gewesen. Da ist zunächst die Knabenschule. Dieselbe ist ein kleines schmutziges Zimmer mit Steinfußboden, das, wenn im Winter alle Kinder die Schule besuchen, dieselben gar nicht fassen kann. In dieser Knabenschule war der Rektor Schwarzenberger dabei, ein Kapitel aus dem Propheten Jesaias Lesen zu lassen. Abgesehen von dem Unpassendem des Lesestoffes lasen die Knaben fürchterlich. In der Nähe des Lehrerplatzes standen einige Stöcke, die wohl der Aufrechterhaltung der Disziplin dienen sollten. Matthias schlägt dem Konsistorium vor, Schwarzenberger entweder zu pensionieren oder ihm eine kleine Pfarrstelle zu geben. Wegen der Rektors und wegen des unzulänglichen Schullokals geben die vermögenden Eltern ihre Kinder in die Privatschule der jungen Erhardt. Es muss vom Konsistorium versucht werden, von den Patronen sowohl als auch von der Gemeinde ein besseres Schullokal zu bekommen. In diesem Sinne ist auch an den Landrat v. Meding geschrieben, dass er sich der Sache annimmt. Auch die Mädchenschule ist in einem üblen Zustande. Doch bei größerer Reinlichkeit und bei Ersetzung des Steinfußbodens durch einen gedielten Fußboden, sowie Ergänzung und Verbesserung des Mobiliars wird der Raum zu gebrauchen sein. Von dem Mädchenlehrer Stockmann berichtet Matthias, dass er getroffen wurde, wie er einigen Mädchen aus einem veralteten Erdkundebuch Leseübungen machen ließ. Doch schließt sich der Konsistorialrat dem Urteil des Predigers Schricke an, dass Stockmann bei vernünftiger Leitung doch noch ein brauchbarer Lehrer wird.
Da Ewald inzwischen gestorben ist, haben die beiden Konsistorialräte mit dem neuen Superindenten, Pastor Ragotzky zu Stendal gesprochen. Dem sind die Mängel der Kalbenser Schule bekannt. Er wird, sobald er in sein neues Amt eingeführt ist, seinen ganzen Fleiß auf die Verbesserung der Schulverhältnisse wenden.
Aus dem Bericht an den Landrat v. Meding ist noch bemerkenswert, dass der Konsistorialrat Matthias vorschlägt, den jungen Ehrhardt endgültig als dritten Lehrer anzustellen .Er schlägt weiter vor, dass Ehrhardt die kleinen Knaben und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Der Rektor soll die größeren Knaben, Stockmann die größeren Mädchen unterrichten. Voraussetzung ist allerdings das Vorhandensein geeigneter Räume. Dann kann auch ein entsprechender Lehrplan aufgestellt werden,
Schwarzenberger starb bereits im folgenden Jahre. Damit schien der Weg für eine Reform des Schulwesens frei, Am 05. März 1818 berief der neue Superindentent Ragotzky eine Gemeinderatssitzung zur Verbesserung des Schulwesens ein. In dieser Sitzung teilt er mit, dass sich die ganzen Bemühungen der Schulpatrone auf die Bereitstellung von 177 Tlr. 11 Groschen 6 Pfennige für die Errichtung eines zweiten Klassenraumes der Knabenschule beschränken. Für die Verbesserung der Lehrerbesoldung und des Inventars haben sie keinerlei Mittel übrig. Da der Organist laut Anstellungsurkunde nur 2 Stunden täglich zu unterrichten brauche, muss er entweder 4 Stunden mehr unterrichten, die besonders bezahlt werden. Dafür sind 36 Tlr. erforderlich, die aus dem Armenfonds der Gemeinde genommen werden sollen. Für Anschaffung ergänzender Schulutensilien sollen 4 Tlr. bewilligt werden. Ragotzky stirbt schon am 5. Januar 1823. Aus dem im Landeshauptarchiv Magdeburg befindlichen Akten des Landratsamtes Salzwedel ist aber nicht zu ersehen, ob sein Nachfolger Wittenberg die Schulreform in seinem Sinne weitergetrieben hat. Es ist nur noch im Jahre 1823 die Rede davon, dass der Mädchenlehrer Schramm, der Nachfolger Stockmanns, der für jedes Kind, welches schreiben kann, monatlich 1 Groschen 3 Pfennig bekommen soll, um diese Bezahlung seitens der ärmeren Bevölkerung zu kämpfen hat.
Doch wird sich auch gegen den Wiederstand der Schulpatrone, denen an einer Verbesserung der Schulverhältnisse wenig lag, allmählich eine solche durchgesetzt haben. Das ist aus dem Handbuch des Regierungsbezirks Magdeburg von Hermes und Weigelt vom Jahre 1842 zu entnehmen. Dort heißt es im zweiten Band, dass in der Ephorie Salzwedel viel für die Ausbildung tüchtiger Lehrer getan wird, die allmählich auch die Schulen der anderen Ephorien statt der zum Teil noch als Lehrer tätigen Handwerker versorgen. Und auf Seite 321 desselben Werkes heißt es von Kalbe, dass es eine Elementarschule mit zwei kürzlich erbauten Schulhäusern und 3 Lehrern habe. Patrone der geistlichen Institute, worunter Kirche und Schule zu verstehen sind, sind die Besitzer der beiden Rittergüter in Kalbe, zu Zichtau und Vienau, sowie der vormaligen Rittergüter zu Groß-Engersen, Berge und Schenkenhorst. Sie besitzen in ihrer Gesamtheit die 1. Predigerstelle und die Lehrerstellen, während die Besetzung der 2. Predigerstelle von den Besitzern der beiden Rittergüter in Kalbe geschieht.
Der letzte akademische Rektor war Ferdinand Sproege, ein Philologe. Er war vorher bei denen v. Alvensleben Hauslehrer gewesen und von ihnen für die Stelle des Rektors vorgeschlagen worden. Er war Rationalist und gab statt des Religionsunterrichtes Moralunterricht und ließ von den Schülern seine eigenen Lebens- und Moralregeln statt der Kirchenlieder und Sprüche auswendig lernen. Er starb im Jahre 1869.
Waren bis 1910 die einzelnen Abteilungen der Schule in verschiedenen Gebäuden untergebracht, so bezog jetzt die Schule ein gemeinsames Gebäude, was eine wesentliche Erleichterung bedeutete. Im Jahre 1935 wurde die Rektorenstelle in eine Hauptlehrerstelle umgewandelt.
Am 22. November 1920 berief der Kaufmann Meyer, Vorsitzender des Elternbeirates, eine Elternversammlung im Kaffee Wien ein, zwecks Vorbesprechung über die Einrichtung einer höheren Schule. Dabei wurde ein Schulverein gegründet, der einen Schulausschuss bildete, der die weiteren Vorarbeiten in die Hand nahm. Der Rektor Böttcher empfahl, statt der Gründung einer höheren Schule die Einrichtung von gehobenen Klassen an der Stadtschule. In einer von dem am 22. November 1920 gewählten Schulausschuss einberufenen Versammlung am 6. Dezember 1920 wurde der Vorschlag des Rektors Böttcher bezüglich der Angliederung von gehobenen Klassen an die Stadtschule abgelehnt. Statt dessen forderte man eine selbständige höhere Privatschule. Das Lehrerkollegium der Stadtschule nahm in einer zum 8. Dezember 1920 einberufenen Elternversammlung gegen den Schulverein und die von ihm geplante höhere Privatschule, die eine ausgesprochene Standesschule war, Stellung. In seiner Konferenz vom 5. Januar 1921 beauftragte das Lehrerkollegium den Rektor, dem Kreisschulrat in Salzwedel einen Bericht zu erstatten, in welchem auf die für die Stadtschule entstehenden Schäden hingewiesen wurde. (Eingehen von 1-2 Lehrerstellen infolge sinkender Schülerzahl) Die Regierung in Magdeburg, Schulabteilung, empfahl gleichfalls die Angliederung von gehobenen Klassen an die Stadtschule und lehnte den als Schulleiter vorgesehenen Oberpfarrer Mosenthin als solchen ab. Dagegen erklärte sie, sie würde der in Aussicht genommenen Privatschule die Genehmigung nicht versagen, wenn man geeignete Lehrkräfte präsentieren würde. Die Bezahlung derselben sei Sache des Schulvereins, auf einen Zuschuss sei nicht zu rechnen. Der Schulverein wählte darauf den Rektor a.D. Hoffmann zum Schulleiter und Fräulein Eva Mosenthin als Lehrerin. Beide erhielten einen Unterrichts-Erlaubnisschein. Diese höhere Privatschule hat bis 1945 bestanden (sie war in den Räumen des Gemeindehauses in der Stege untergebracht), sie umfasste die Klassen Sexta bis Tertia und hatte zuletzt 3 Lehrkräfte. Die Schülerzahl betrug etwa 40 Kinder, die zum Teil aus den umliegenden Dörfern kamen.
Am 1. August 1945 wurde die Stadtschule, die bei dem Einmarsch der Amerikaner geschlossen war, wieder eröffnet. Da der deutschen Schule im Bereich der damaligen Ostzone späteren DDR im demokratischen Wiederaufbau eine wichtige Rolle zufiel, waren aktive Nationalsozialisten als Lehrer zunächst nicht tragbar. Das machte aber notwendig, nach Ersatz zu suchen. Junge Leute von demokratischer Gesinnung, die sich für den Lehrerberuf begeisterten, wurden in Kurzkursen mit den notwendigsten Kenntnissen versehen. Erst allmählich kam man zu einer gründlichen Lehrerausbildung . Die Schule hatte sich verändert, das Bildungsprivileg war beseitigt, alle Kinder vom 6.-14. Jahr besuchten die Einheitsschule.
1945 bestand die Schule aus 7 Klassen, in welchen 210 Kinder von 6 Lehrern betreut wurden. Am 1. September 1949 wurde unsere Schule als Zentralschule ausgebaut, d.h. die Kinder der Klassen 6-8 aus den umliegenden Dörfern wurden nach Kalbe eingeschult, um ihnen die gleiche Schulbildung wie den Stadtkindern zuteil werden zulassen.
Seit 1949 trägt die Kalbenser Schule den Namen Johann Friedrich Danneil 1950/51 erfolgte ein Schulneubau - Anbau (4 Klassen). Von 1953 bis 1956 war unsere Schule Oberschule (bis 10 Klassen), von 1956 - 1958 ist sie Mittelschule, Dikrektor ist Helmut Lübke. Ab 1958 polytechnische Oberschule (bis 10 Klassen - Kl. 1-6 Schulgarten, 1-6 Werken). Der Einzugsbereich bestand aus Schülern der Orte Kalbe mit Bühne und Vahrholz, Wernstedt, Faulenhorst, Winkelstedt, Kahrstedt, Altmersleben, Butterhorst, Karritz, Neuendorf, Kremkau und Engersen. Ende der 50-iger Jahre (1955-1958) hat die Schule 17 Klassen 475 Schüler, die von 22 Lehrern betreut wurden. Mit der Schule ist ein Internat verbunden, in welchem 23 Internatsschüler Aufnahme fanden, die zu weit ab wohnen. Sie wurden von einer Internatserzieherin betreut.
In der Schule wurde ein Schulfunk installiert, damit konnten Durchsagen, Pausenbeginn bzw. Besonderheiten aus dem Sekretariat in alle Klassenräume weitergegeben werden. Nur wenige wussten, dass dieser Schulfunk zu Beginn auch anders herum funktionierte - der Unterricht konnte also belauscht werden.
Daneben bestand seit 1956 ein Schulhort für den Fall das beide Eltern der Arbeit nachgingen. Zur damaligen Zeit befanden sich 80 Kinder im Schulhort ( der Schulhort befand sich zuerst im Kindergarten an der kl. Milde und danach im ehemaligen Gutshaus des Rittergutes I - Alvensleben), die von 6 Horterzieherinnen betreut wurden. Seit 1956 ist Hans Mach Direktor der Schule. Zum 1. September 1958 wurden der Produktionstag in der Schule eingeführt. Den Jugendlichen sollte der Kontakt zur Arbeiterschaft bzw. zu den werktätigen Bauern nicht abhanden kommen, gleichzeitig sollten Fertigkeiten vermittelt werden, die das bisherige Fach Werken in den unteren Klassen ablösten es wurde ein UTP-Tag (Unterricht in der Produktion), ESP Unterricht (Einführung in die Produktion - Theorie) und PA - produktive Arbeit eingeführt .
Am 01.05.1959 wurde das ehemalige Schützenhaus Küster käuflich erworben, um hier 6-8 Klassenräume einzurichten und auf dem Saal der vorher für Vergnügen und für Kinoveranstaltungen genutzt wurde eine Turnhalle auszubauen.
1960 - 1961 wurde neben dem ehemaligen Schießstand hinter der vormaligen Bühne die als Zeichen- bzw. UTP- Kabinett genutzt wurde, ein Neubau für 4 Klassenräume gebaut. Auf dem Hof stand eine Holzbaracke die von der Schule als Werkraum und Schulspeisung genutzt wurde.
Ab 1966 bestanden in Kalbe zwei Oberschulen. Einmal die bisherige Schule auch Oberschule I in die Kinder aus Kalbe und Faulenhorst (der Direktor wohnte in Faulenhorst) gingen und zum anderen die Oberschule II die ihren Sitz im ehemaligen Schützenhaus bezog, hier waren einige wenige Schüler aus Kalbe und sonst im wesentlichen auswärtige Schüler eingeschult, es wurden in der OS II die Schüler der Klassenstufen 4 bis 10 aus elf Zubringerorten unterrichtet (Altmersleben, Butterhorst, Engersen, Kl.Engersen, Vietzen, Güssefeld, Bühne, Kahrstedt, Karritz, Kremkau, Neuendorf, Wernstedt). Die Schüler der Klassenstufen 1 bis 3 wurden weiter in Mehrstufenklassen ihrer Heimatorte unterrichtet. In den ersten Jahren kamen sogar die Schüler der Klassenstufen 9 und 10 aus Badel, Thüritz und Zethlingen mit dem Zug in die Oberschule II. Als dann später der Schulneubau in Badel fertig war, wurden diese Schüler in Badel unterrichtet. Die Leitung der Oberschule II war ab September 1966 Herrn Anton Gärtner übertragen worden. Als stellvertretende Direktorin fungierte Ruth Zieske und danach Frau Reichl. Zum Kollegium der Schule gehörten 37 pädagogische e Kräfte, davon unterrichteten neun in den Zubringerorten in den Klassenstufen 1 bis 3 und die übrigen in den Klassenstufen 4 bis 10 in Kalbe(M). Den Schülertransport besorgten Omnibusse des damaligen VEB Kraftverkehr Gardelegen nach einem mit der Schulleitung erarbeiteten Fahrplan. Danach wurden zuerst die Schüler der Klassen 4 bis 10 zum Unterricht gebracht. Unterrichtsbeginn der Klassen 4a bis 10a war 7.10 Uhr, die Klassen 4 b bis 10 b begannen um 8.00 Uhr. Anschließend erfolgte die Beförderung der Schüler der Klassen 1 bis 3 innerhalb der Zubringerorte, nachdem dort der Mehrstufenunterricht aufgelöst worden war (ab 1967/68). Der Abtransport von der Schule in die Wohnorte erfolgte so, dass zuerst die Jüngsten in ihre Heimatorte gebracht wurden.
Für die knapp 400 Schüler (14 Klassen) standen in Kalbe 15 Unterrichtsräume und wie schon erwähnt eine kleine Turnhalle zur Verfügung. Im Flachbau (separates Gebäude hinter der ehemaligen Bühne) waren die Räume für den Fachunterricht eingerichtet worden - auch Kabinette genannt - (Mathe, Physik, Biologie, Chemie, Russisch)
Schülerzahlen (Kl. 1 bis 10) im Schuljahr
Während der Jahre 1966 bis 1975 wurden entsprechend der Dringlichkeit verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsbedingungen unternommen.
1965/66 Anbau eines Unterrichtsraumes an den Flachbau
1966/67 Abriss der Holzbaracke und Neubau der Schulküche und des
Speisesaales, der dann später Bibliothek wurde
1968/69 Erneuerung des Parkettfußbodens in der Turnhalle
die LPG-Werkstatt baute Fahrradständer und Ablagen für die Schultaschen
1969/70 Gasleitung zum Chemieraum verlegt
1970/71 Einbau einer Warmwasserheizung in alle Räume. Während dieser Arbeiten wurden mehrere Klassen ausgelagert z.B. Kegelbahn, Hotel Jäger, Machann usw. gleichzeitig wurde ein Heizhaus für beide Schulen gebaut. Die Malerarbeiten nach dem Heizungseinbau wurden mit Hilfe der Lehrkräfte bis unmittelbar vor dem Unterichtsbeginn 1971/72 am 25.08.71 abgeschlossen. Schaffung eines zweiten Zugangs zur Turnhalle.
1971/72 Beginn mit dem Bau einer Kleinsportanlage unmittelbar hinter der Schule.
1972/73 Fertigstellung der Kleinsportanlage, Schulküche wird gesellschaftliche Speiseeinrichtung
1973/74 Schulhof wird aufgerissen um Erdkabel und Abwasserleitungen zu verlegen, nach einem schweren Sturm musste das Dach des Hauptgebäudes repariert werden, die PGH lieferte die Steine und der Direktor (vom Ursprungsberuf Dachdecker) setze mit der Hilfe von Schülern die Dachsteine ein (typisch für DDR-Verhältnisse)
1974/75 Der Schulhort wird durch einen Zaun aufgeteilt.
Einige weitere Ergänzungen zur damaligen Zeit, aufgeschrieben von Anton Gärtner:
Für die Unterrichtstage in der Produktion waren in den LPG Betreuer eingesetzt, die an verschiedenen Tagen die Schüler aus dem Wohnort bei der Arbeit mit Grundfertigkeiten vertraut machten.
Dazu gehörten:
Herr Arnold aus Kremkau Herr Jung aus Engersen Herr Liermann aus Altmersleben Herr Lemme aus Güssefeld Herr Wulf aus Kalbe
Zum Schuljahresbeginn richteten die Verkäuferinnen des Schreibwarenladens (Frau Volkmer, Frau Schumacher) im Eingangsbereich der Schule einen Verkaufsstand ein und boten Schulbedarf an. So konnten die Schüler ohne Zeitverlust einkaufen und mussten nicht erst in die Stadt laufen.
Eine Reihe von Lehrern betreuten auch außerschulische Arbeitsgemeinschaften
Frau Ozminski - Schulgarten, Bio
Herr Ozminski - Zeichenzirkel
Frau Pauls - Junge Brandschutzhelfer
Herr Grützmacher - AG Foto
Herr Kramp - AG Sport
Herr Daenert - AG Astronomie
Im Mai 1967 brach in Güssefeld die Maul- und Klauenseuche aus. Ohne viel zu reden hat auf Bitte der Schulleitung Herr Palfner seine Koffer gepackt und half den dort wohnhaften Lehrer Gröning, um alle Schüler des Ortes während dieser Zeit zu unterrichten. (Vor- und Nachmittagsunterricht)
An dieser Stelle möchte ich auch eine sehr persönliche Meinung von Herrn Gärtner einfügen, die nach 25 Jahren Beendigung des aktiven Schuldienstes geschrieben wurde, sie stellt das Positive in den Vordergrund, geht zwar an Extremen vorbei, die es zu jeder Zeit gegeben hat, aber meiner Meinung nach (ich war einer seiner Schüler) drückt sie ehrlich das Wesentliche aus. Er schreibt." Meine persönlichen Bemühungen waren darauf gerichtet, möglichst gute Ergebnisse bei der Bildung und Erziehung der Schüler zu erreichen. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen bemühten wir uns um eine vernünftige Anwendung von Lob und Tadel, um die Achtung der Schülerpersönlichkeit und um die Entwicklung ihres Verantwortungsbewusstseins. Dazu gehörte unser Streben um eine optimistische Arbeitseinstellung der Lehrer und Erzieher einschließlich gegenseitiger Hilfe. Neben der anstrengenden täglichen Arbeit haben die Stunden der Erholung unser Kollegium gefestigt. Dazuzählten Ausflüge in die Umgebung (Jerichow, Stendal, Tangermünde, Naturlehrpfad Vienau, Waldhütten in Kremkau, Engersen, Zichtau, Arendsee) auch frohe Stunden zur Faschingszeit und zum Schuljahresabschluss."
(Ich selbst habe 10 Jahre lang im Sozialismus die Schulbank gedrückt, dabei ging es mir wie vielen anderen Schülern, Politik war nebenbei ein lästiges Übel, wichtiger wahr, wer war unser Lehrer, was hat er uns mitgegeben, wie war die Klassenzusammensetzung, wenn es auch immer hieß Schule, Elternhaus und Pionierorganisation - wichtig war die Verbindung Elternhaus und Schule.
Ich habe meinen Lehrern viel zu verdanken, ohne eine vollständige Aufzählung wiederzugeben möchte ich erwähnen. Unsern Direktor Herrn Gärtner, meine Klassenlehrer Frau Zisch, Frau Prang, Frau Herrmann und Herrn Herrmann, das Ehepaar Ozminski, Herr Daenert u.v.a. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und mich bei Ihnen an dieser Stelle bedanken, für all das was Sie mir für das Leben mitgegeben haben.
1968/69 wurde neben der alten Schule (OS I) ein Neubau errichtet, so dass der Schulhof nun von drei Seiten durch Schulgebäude eingegrenzt wurde. Seit 1982 wird das Schützenhaus als Rathaus genutzt, die Turnhalle ist baufällig und diente dann als Lager
Dieses neue Gebäude das die Oberschule II beherbergte stand an der kleinen Milde. In ihm waren 9 Klassenräume und ein Werkraum für 20 Schulklassen entstanden, erstmals auch mit Zentralheizung, 1979 erhielt auch der Altbau der Oberschule I den Anschluss an die Zentralheizung.
1982 erfolgte dann ein kompletter Schulneubau für die Oberschule II, die zwischenzeitlich den Namen Maxim Gorki trug. Nach 1990 zog dann in dieses Gebäude das neu gegründete Gymnasium ein, das den Namen Johann Friedrich Danneil übernahm. 1997 musste der Betrieb mangels Schülerzahl bzw. Rationalisierungsbestrebungen wieder eingestellt werden - das Gymnasium besuchten auch Schüler aus dem bisherigen Einzugsbereich Bismark (mit der Herauslösung von Bismark aus dem Kreis Gardelegen erfolgte dann die Orientierung wieder nach Stendal). In diesen Räumen residiert heute die Sekundarschule - seit 1998 wieder mit dem Namen Johann Friedrich Danneil.
In den alten Schulräumen(altes Gebäude OS I) befindet sich jetzt die Grundschule, sie erhielt den Namen Astrid Lindgren.
Übersicht der Rektoren, Schulleiter, Schulmeister bzw. Direktoren
1551 Sinapius
1564 - 1566 Johann Sinaphis
1569 - 1571 Paul Medeback
1577 Martin Schirmitz
1595 - 1601 Johannis Marcus
1601 - 1605 Johannes Ostherrn
1605 - 1614 Johanes Alert
1615 - 1626 Wedige Wieland
1627 - 1631 Nikolaus Christiani
1631 - 1634 Theodoricus Rhodedichius
1634 - 1636 Johannis Preslau
1637 - 1645 Andreas Ostherrn
1646 - 1675 Stephan Ballhorn
1675 - 1693 Christoph Heinrich Kirchner
1693 - 1738 Christoph Ballhorn
1738 - 1768 Gottvertrau Hirsemann
1770 - 1783 Johann Christoph Rogge
1783 - 1807 Karl-Heinz Rotkohl
1808 - 1816 Georg Schwarzenberger
1820 - 1833 Jacob Heinrich Kessler
1834 - 1839 August Heinrich Becker
1830 - 1867 Ferdinand Sproebe/Sproege
1867 - 1890 Julis Müller
1890 - 1898 W. Lübeck
1898 - 1906 Karl Lehrmann
1906 - 1908 Hermann Elze
1908 - 1912 Fritz Memmleb
1912 - 1913 Albert Lehmann
1913 - 1920 Adolf Detzner
1920 - 1935 Johannes Böttcher
1935 - 1945 Franz Heine
1945 - 1947 Ernst Dröscher
1947 - 1949 Julius Müller
seit 1949 Name Johann-Friedrich-Danneil
1949 - 1956 Helmut Lübke
1956 - 1986 Hans Mach
1986 - 1990 Petra Radefeld
Oberschule II
1966 - 1975 Anton Gärtner
1975 - Karla Kramp
- 1990 Klaus Albrecht
veränderte Schulsystem
Gymnasium
1990 - 1997 Gymnasium "Joh.-Friedr.-Danneil" Gerhard Gansewig
Grundschule
1990 - 2021 Grundschule "Astrid Lindgren" Heike Pick
2021 - 2023 Grundschule "Astrid Lindgren" Wiebke Böhnisch-Arendt
2023 - 2024 Grundschule "Astrid Lindgren" Katja Krüger
2024 - Grundschule "Astrid Lindgren" Dunja Behrens
Sekundarschule
1990 - 2006 Sekundarschule Gisela Horst, ab 1998 wieder Johann-Friedrich-Danneil
2006 - 2010 Rolf Kühle
2010 - 2011 H. Wienert amtierend
2011 - 2014 Kerstin Krekow
2014 - 2015 Gabriele Hennigs amtierend
2015 - 2023 U. Gahrns
2024 - Susann Appelmann
Besonderheiten
Zwischen 1550 u. 1600 Einrichtung einer Mädchenschule
1611 Catharina Bünemann geb. Jobs - Lehrerin
bis - 1816 Friedrich Christian Müller
1816 - Stockmann
1823 Schramm
1921 - 1939 Privatschule Rektor AD Hoffmann als Schulleiter
1939/40 Studiendirektor i.R. Dr. Nahrstedt
50-ger - 60- iger Jahre des 20. Jahrhunderts gab es eine landwirtschaftliche Berufsschule, dort unterrichteten u.a. Anneliese Collatz, Maria Faust und der spätere Schriftsteller Werner Lindemann, ihr Domizil war im ehemaligen Gerichtsgebäude
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