Dokumente und Fotos der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe an der Milde
 

Feuerschutz im Wandel der Zeit
Eberhard Herrmann ehemaliger Wehrleiter blättert in der Chronik der Kalbenser Feuerwehr

Die Chroniken berichten von großen Brandkatastrophen in der Welt. Für uns unvorstellbar die Auswirkungen eines ungezähmten Brandgeschehen zur Zeit des Früh- und Mittelalters in eng verbauten Städten und Wohngebieten mit Häuser aus Holz, Holzfachwerk und Strohdächern. Nicht lange währte die Ohnmacht.

Menschlicher Geist, Wille und Können schafften baldige Abhilfe. Mit der Feuer- und Polizeiverordnung und mit den darauf folgenden Gründungen von Freiwilligen von Berufs-, Betriebs- und Pflichtfeuerwehren wurden Voraussetzungen zur Entwicklung eines wirksamen Feuerlöschwesens geschaffen. Auch für die Stadt Kalbe gab es eine Feuerschutzverordnung aus dem Jahre 1800.

Im Stadtarchiv ist sie nicht mehr auffindlich. Ein leerer, diesbezüglicher beschrifteter, Umschlag weist aber noch darauf hin. Nachweislich stammte die erste Feuerverordnung aus dem Jahre 1220 und galt für die Stadt Wien.

Folgende Festlegungen und Anordnungen sind noch bekannt:
Die Bestimmungen zur organisierten Löschhilfe, eine Verpflichtung für alle gesunden Männer ohne Rücksicht auf Stand und Beruf, die Anschaffung und Bereitstellung von Lösch- und Hilfsgeräten, Löscheimer aus Leder , von Leitern, Feuerhaken und Abrissgeräten, die Bereitstellung von Löschwasser, Kübeln und Bottichen vor aufkommenden Gewitter. Die Löschgeräte, die damals zur Anwendung kamen, reichten vom Ledereimer über kleine hölzerne Handspritze bis zu fahrbaren Druckspritzen mit einem Wasserbehälter oder mit Saugbetrieb für offene Wasserstellen. Das bestehende Alarmierungssystem, wie Läuten der Sturmglocke, Signale mittels Feuerhörnern, wurde mit der Einstellung von Nachtwächtern ergänzt. Die Stadt Kalbe blieb von verheerenden Brandkatastrophen verschont. Unsere Nachbarstädte Gardelegen, Salzwedel und Stendal erlitten mehrmals große Brandverwüstungen.

Die Verschonung der Mildestadt könnte in der geringen Einwohnerzahl, verbunden mit einer kleineren Baufläche und in der aufgelockerten Bauweise der auch mit Stroh bedeckten Häuser, ihre Ursachen haben.

Ein paar Worte der Erläuterung:
Der sogenannte „Pottkuchen“ war damals noch nicht bebaut. Die Innenfläche wurde als Anger genutzt. Begrenzt von den Reihenhäusern der heutigen Gericht- und Rathausstraße Außerhalb der Mildeumarmung (Mildearme) lag der Siechengang noch mit einer Lage im günstigen Löschwasserversorgungsbereich unter 150 Meter. Das gleiche galt für die später nachgebauten Wohnhäuser der Salzwedeler Straße, bis zur Kreuzung der Stendaler Straße und der Gebäude des Rittergutes von Alvensleben.

Blitzschlag, Brand und Feuersbrunst

Die Häuser der Burg lagen dank des Burggraben im günstigen Versorgungsbereich. In den Wintermonaten mussten durch die Anlieger an festgelegten Stellen Eislöcher zur Löschwasserentnahme offengehalten werden. Nur wenige Berichte zeugen vom damaligen Barndgeschehen. Sie offenbaren aber auch die Gefährlichkeit der unkontrollierten Brandausdehnung.

1695: Bericht über ein Feuer beim Hopfenführer (Fuhrmann)Jacob Schmidt. Das Anwesen ist völlig niedergebrannt, der Fuhrmann ist darin umgekommen.

1695: Ein Valentin Krüger wird vom Blitz erschlagen, sein Anwesen durch Brand zerstört.

1728: bekam Kalbe seine erste Feuerspritze. Auf Antrag des Kriegsrates Klinggräf zu Stendal wurden vom damaligen König Friedrich Wilhelm I. für die Flecken Bismark und Kalbe je 50 Taler aus der Akzisekasse zum Ankauf für je eine Feuerspritze bewilligt. Für Kalbe zusätzlich eine Spende vom Rittergutsbesitzer von Alvensleben.

1730: zählte man in der Stadt 62 Häuser mit Stroh- und 27 Häuser mit Ziegeldach.

Für das Jahr 1789 liegt eine Abschrift über folgenschwere Brandgeschehen vor:
„Es brennt in Kalbe“. Am 31.Oktober 1789 meldet der damalige Kriegs- und Steuerrat Busching an die altmärkische Kammerdeputation, dass in der Zeit vom 6. bis 22. Oktober 1789 viermal Feuer ausgebrochen sei. Über den entstandenen Schaden schweigt sich der Bericht des Magistrats aus. Es wird Brandstiftung vermutet.

Ausführlich heißt es im zweiten Bericht vom 11. November 1789:
Am 6. Oktober 1789 nachts zwischen 1 und 2 Uhr Brandausbruch im Grundstück des Bürgers und Reiter Damke. Das gesamte Grundstück, Wohnhaus und Nebengebäude, wurden ein Raub der Flammen.

Das Haus des Nachbarn Friedrich Dannehl wurde vom Feuer ergriffen und musste niedergelegt werden. Das Grundstück des Nachbarn Jacob Dannehl fing ebenfalls Feuer und konnte mit Hilfe der beieilenden Alvenslebischen Feuerspitze gerettet werden.

Am 17.Oktober 1789, 6 Uhr Feuer in der Meineckenschen Scheune, das schnell gelöscht wurde, und am 18.Oktober 1789, mittags um 12 Uhr brach in derselben Scheune wieder ein Feuer aus, so dass dieselbe diesmal zum Opfer fiel.

Auch die Hintergebäude des benachbarten Grundstückes des Brauers Schmidt brannten ab.

Mit 110 ledernen Löscheimern gingen die Feuerwehrmänner den Bränden zu Leibe

Am 22.Oktober 1789 mittags zwei Uhr brannte das Haus und des Hintergebäude des Drechslers Dahl.
Beide Gebäude wurden innerhalb von zehn Minuten ein Raub der Flammen. Aufkommender Wind hatte über die Straße hinweg das Gebäude des Gastwirts Schultze zum Brand gebracht. Mit Hilfe herbeieilender Landleute musste das Gebäude niedergerissen werden. Außerdem waren noch das Haus des Bürgers Schultze und das Hintergebäude des Gärtners Blume abgebrannt. Der gesamte Schaden betrug nach Schätzungen des Magistrats 537 Taler, 3 Groschen und 6 Pfennige. Am 28.November 1789 berichtet Busching weiter: „Der Magistrat hat die fünf Kinder eines Ehepaares aus der Haft entlassen. Die Eltern hat man aber noch festgehalten. Nach Aussagen der Kinder vermutet man dieselbigen als Brandstifter. Das Verhör der Zeugen und der Inquisiten dauert noch an. Die letzteren haben bisher kein Geständnis abgelegt. Da sich die Zeugenaussagen wiedersprechen und die Inhaftierten jede Schuld bestreiten, wird das Verfahren eingestellt.“
Auf Grund des Brandgeschehens im Oktober wurde die Feuerverordnung überprüft und zusätzlich Löschgeräte angeschafft.

1801 erfolgte eine neue Bestandserfassung der Löschgeräte:
Zwei Feuerspritzen, 30 hölzerne Handspritzen, sechs Feuerleitern, 110 Löscheimer (Leder), vier Feuerhaken, drei Kufen mit aufgesetzten Löschwasserbehälter. Abgaben über Ort und Art der Unterbringung der Löschgeräte und über Ortsangabe für die aufgeführten Brandstellen gab es nicht. Etwa 100 Jahre nach der Brandserie im Oktober 1789 wurde die Freiwillige Feuerwehr Kalbe an der Milde gegründet. Die Gründungsversammlung erfolgte am 12.Januar 1889 (Textauszug Volksstimme)

Bei der Witwe Selle hatte die Wehr ihre Feuertaufe

Als am 12.Januar 1889 die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe an der Milde erfolgte, war die Bereitschaft zur Mitarbeit unter den Einwohner groß.
102 Bürger meldeten sich für den aktiven Dienst, während 185 zur Unterstützung der neuen Wehr 976 Mark spendeten. Eine Gründungskommission wurde in jenem Jahr eingesetzt, wobei der Apotheker Oswald Senff als Schriftführer besonders viel zu tun hatte.
Die Kalbenser wandten sich an die Freiwillige Feuerwehr in Oebisfelde, die bereits Erfahrungen hatte. Von dort kamen etliche gute Vorschläge. Zusätzliche finanzielle Unterstützung wurde auch beim Feuerwehr – Verbandsdirektor in Calbe(Saale) angemeldet.
Für Die Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen und Uniformröcken bezahlte man damals 740,50 Mark. Beim Schankwirt Wede erfolgte dann für 35 namentlich aufgeführte Feuerwehrmänner die Ausgabe der Ausrüstungsgegenstände.
Der erste Brandeinsatz verlief für die Wehr nicht ohne Probleme. Beim Brand im Gehöft der Witwe Selle wurden die Löscharbeiten von vielen Zuschauern gestört. Auch eine Aufforderung zur Hilfeleistung wurde nicht befolgt.
Als die Löscharbeiten beendet waren, wurde sogar festgestellt, dass Diebe Gegenstände gestohlen hatten. Daher legte die Wehrleitung fest, dass künftig Absperrposten aufgestellt werden sollten.

Bei Gewitter standen die aufgeschirrten Pferde bereit

Während der 100 jährigen Geschichte der Kalbenser Feuerwehr verpflichteten sich 335 Männer und 32 Frauen zur aktiven Mitarbeit in der Wehr.

Die Chronik gibt auch Auskunft über die einzelnen Wehrleiter in all den Jahren.
So leitet von 1889 bis 1892 der Inspektor Otto Sollik die Freiwillige Feuerwehr.
In den folgenden Jahren sind Uhrmacher, Mühlenbesitzer, Seilermeister, Maler und Schlossermeister die Wehrleiter.
Von 1955 bis 1989 war Eberhard Herrmann Wehrleiter und übergab den Stab an Oberbrandmeister Hermann Ahlfeld.

Da in den Anfangsjahren die zur Verfügung stehenden Handdruckspritzen nur etwa 200 Liter Wasser in der Minute lieferten, war die Brandbekämpfung eines großen Brandes von einer Feuerwehr nicht immer gewährleistet. Deshalb wurden auch die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden, die in der Regel ebenfalls nur eine Feuerspritze in ihrem Bestand hatten, zur Hilfe gerufen.
Kalbe war später schon besser ausgerüstet. Drei Spritzen mit ausreichendem Schlauchmaterial standen der Stadt zur Verfügung.
Besonders brenzlich wurde es bei aufziehendem Gewitter. Dann standen die Bauern, die zum Vorspanndienst eingeteilt waren, mit ihren aufgeschirrten leichten Pferden zum Abruf bereit. Zum Glück kam es nie zu Unfällen mit Todesfolge. Allerdings sind zehn Unfälle mit leichten Verletzungen registriert worden.

Die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe (Milde)
Anläßlich des 100. Geburtstages der Feuerwehr Kalbe, verfasste Brandmeister Fritz Thormann diese Chronik.

Der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe (Milde) zum 100 jährigen Bestehen am 17. Juni 1989 gegründet im Jahre 1889 "

Im Sommer des Jahres 1889 wurde die Freiwillige Feuerwehr Kalbe (Milde) gegründet und kann nunmehr nach 100 jährigem Bestehen am 16. Juni 1989 ein ganz besonderes Jubiläum begehen und feiern.

Nach einem Großbrand im Siechengang 11. Januar 1889 beim Wohnhaus des Leinenwebers Jäger, bei dem die Feuerwehr Berkau zur Hilfe gerufen wurde, sahen die damaligen Bürger der Stadt Kalbe die Notwendigkeit eines sichern Schutzes gegen den roten Hahn ein und riefen zur sofortigen Einberufung einer Bürgerversammlung zur Gründung einer Feuerwehr auf.

Zum Eintritt entschlossen sich sofort 123 Männer, von denen jedoch nur 32 zum aktiven Feuerwehrdienst ausgesucht wurden. Behelfsmäßig ausgerüstet, wurde mit dem Exerzierdienst begonnen. Finanzielle Mittel zum Aufbau und zur Beschaffung von Geräten waren so gut wie nicht vorhanden, so daß sich die Kalbenser Bevölkerung zu einem Unterstützungsverein zusammenschloß.

Die erste durchgeführte Sammlung erbrachte einen Betrag von 965,00 RM. Dieser wurde zur Anschaffung von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen, wie Eimer aus Segeltuch, Seilen, Leitern usw. verwendet. Der monatliche Spendenbetrag versierte von 0,10 bis 3,00 Mark.
Dienst wurde monatlich einmal durchgeführt, ausgenommen die Wintermonate.

Die ersten namhaften Persönlichkeiten der Leitung waren der:
1. Brandmeister Söllig
2. Brandmeister Wilkens und O. Schmidt

Das Gerätehaus befand sich in der Gerichtstraße neben dem Gerichtsgebäude. Es wurde als sehr mangelhaft bezeichnet. Zur Anschaffung einer bespannten Handdruckspritze im Jahre 1892 bewilligte die Stadtverwaltung eine Beihilfe von 500,00 Mark.

1896 konnte ein Mannschaftswagen und 200 Meter Schläuche dazu gekauft werden. 1899 wurde dann auf dem Hof der Feuerwehr ein Schlauchtrockenturm aus Holz von 12 Meter Höhe errichtet. Für die empfangenen und überlassenen Ausrüstungsgegenstände mußte das Feuerwehrmitglied 3,00 Mark als Bürgerschaftssumme hinterlegen, darin waren einbezogen das Statut und ein Liederbuch der Feuerwehr.

Jeder aufgenommene Feuerwehrmann wurde für 3 Jahre verpflichtet durch Handschlag. Aus den Unterlagen ist ersichtlich, daß neben der Freiwilligen Feuerwehr eine Pflichtfeuerwehr bestand und zu besonderen Anlässen eingesetzt wurde, das heißt besonders bei Absperrmaßnahmen der Brandstätte und beim Pumpendienst an der Handdruckspritze.

Jährlich wurden Kreisverbandsfeste und Provinzialbezirkstage einberufen, an denen besonders der 1. und 2. Brandmeister teilzunehmen hatten. Zwischenzeitlich zeichnete sich auch ab, daß der Bürgermeister sich als der städtische Polizeiverwalter entsprechenden Satzungen der Feuerwehr mehr um die Belange der Wehr kümmerte und sich auch gelegentlich an den Dienstabenden Einblick über den Ablauf und über Probleme hinsichtlich der Ausbildung und Ausrüstung verschaffte.

Die Festlegung in den Satzungen waren Verpflichtungen und für jedermann verbindlich, wobei es laut Beschluß der Feuerwehrversammlung wegen geringer oder säumiger Beteiligung zu sofortigen Ausschlüssen kam. Es gab kein Wenn und Aber, denn an Nachwuchskräften mangelte es nicht.

In Jahre 1913 wurde auf einer Generalversammlung das Projekt eines neuen Gerätehauses besprochen, in der Hoffnung der Besteuerung finanzieller Mittel durch die Städte - Feuersozietät. Die Durchführung ließ jedoch lange auf sich warten.

Mit dem 07.09.1914 endete der letzte Dienst vor dem 1. Weltkrieg. Am 27. Januar 1919 trafen sich die zurückgekehrten Kameraden zum 1. Dienst wieder. Als 1. Brandmeister fungierte damals der Seiler Gustav Schulz II und hatte wieder eine gute Feuerwehr aufgebaut.

Am 04. Januar 1921 sollte mit den Bürgern der Stadt ein Vergnügen mit der Aufführung eines Volkstückes im Schützenhaussaal Küster durchgeführt werden. Aufgrund einer äußerst mangelhaften Beteiligung der Bürgerschaft fühlte sich die Wehr - wie man so schreibt - „mit Recht äußerst beleidigt" und faßte den Beschluß, die Freiwillige Feuerwehr mit dem 21. Januar 1921 aufzulösen. Es wurde eine Feuerlöschkommission gebildet, die sich mit der einberufenen Stadtverordnetenversammlung und dem Bürgermeister Bliefert auseinanderzusetzen hatte, um letztlich wieder die Wehr zusammenzurufen. Durch den Bürgermeister wurde letztlich erkannt, daß eine ständige Pflichtfeuerwehr der Stadt zu große Kosten verursachen würde und niemals so diszipliniert sein und auftreten könne wie die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Im Zuge dieser Auseinandersetzung ergab sich für die Folgezeit, daß die Stadtverwaltung nunmehr voll für die Belange der Feuerwehr, sei es in finanzieller und persönlicher Hinsicht, gewillt war einzutreten. Der Unterstützungsverein wurde ab diesem Zeitpunkt aufgelöst. Auch unter den Kameraden wurde Einstimmigkeit in der Weiterführung der Wehr erzielt.

Nach der Fertigstellung des Gruppenwasserwerkes in Wiepke und dem Bau der Wasserleitung sowie der Hydranten wurde im Jahre 1929 eine Erheiterung und Verbesserung der Wasserentnahmestellen in Kalbe geschaffen. Am 15. Mai 1929 traf eine neue Motorsritze TS 4 ein und war ein weiterer Höhepunkt in der Feuerwehr Kalbe (Milde).
Als dann am 25. Mai 1929 anläßlich eines Delegiertenverbandstages der Feuerwehren des Kreises Salzwedel das neu erbaute Feuerwehrgerätehaus vom damaligen Bürgermeister Günzel den Kameraden seiner Bestimmung übergeben wurde, konnte gleichzeitig die Einweihung der TS 4 vollzogen werden.

Das Gerätehaus wurde von der Fa. Sargum und Krause, Stendal, sowie anderen Handwerksbetrieben in nur 36 Tagen Schlüsselfertig vollendet mit einer Baukostensumme von ca.22.500,00 Mark. Gleichzeitig wurde das Gerätehaus zur Besseren Alarmierung mit einer Sirene auf dem Turm Versehen. Die Bürger der Stadt Kalbe feierten dieses Fest, das gleichzeitig in den 40 jährigen Gründungstag fiel, zwei Tage lang mit der Wehr und vielen Gästen sowie Feuerwehren aus der Umgebung.

Die erste Bewährungsprobe bestand die Motorspritze bei einem Wohnhausbrand in Engersen.
Den Berichten zufolge war festzustellen, daß bei auswärtigen Bränden die Wehr Kalbe sehr oft mit der Motorspritze angefordert und einsetzt wurde, wenn auch anfänglich noch die Motorspritze von Pferden gezogen wurde. Es wurde immer wieder aufgeatmet, wenn Kalbe mit der Motorspritze anrückte.

Zwischenzeitlich wurde durch den Magistrat festgelegt, die Stärke der Wehr auf 40 Kameraden zu erhöhen. Aus einem Bericht geht hervor, daß im Jahre 1932 im Kreisverband Salzwedel, zu dem auch Kalbe (Milde) gehörte , 1550 Feuerwehrleute ihren Dienst leisteten und 7 Motorspritzen zu verzeichnen waren.
Das Jahr 1934 brachte dann eine Veränderung in der Struktur der Feuerwehr durch Bekanntgabe neuer Statuten, Festlegungen neuer Stärken der Wehr auf 50 Mann. Eine durchgeführte Bestandsaufnahme aus dem Jahre 1934 derFeuerlöschgeräte und Zubehörteile ergab folgende Ermittlung:
1 Kleinmotorspritze „Siegerin" TS 4
2 Abprotzspritzen
1 Handdruckspritze
1 Schlauchwagen
1 Leiterwagen
1 Mannschaftswagen
9 Leitern und ca. 600 m Schläuche 7 Fackeln und 2 Rauchmasken

Am 01.04.1934 quittierte der Oberbrandmeister Wilhelm Schmidt seinen Dienst, und als Wehrführer wurde Otto Ahrens eingesetzt.

In den Übungsdiensten wurden nunmehr auch Brandbekämpfung von Flieger- und Brandbomben geübt, Belehrungen über Fliegerangriffe und Verdunklungsmaßnahmen waren Themen für die Feuerwehr. Auch wurden Übungen mit der Kalbenser Sanitätskolonne durchgeführt.
Es gabe nur noch Wehrbefehle, in denen wurde festgelegt, daß monatlich 4 Übungen stattzufinden hätten. Darunter litt die ansonsten gute Dienstbeteiligung und stieß auf gewisse Ablehnung.
Am 26.11.1936 wurde der Wehr Kalbe in feierlicher Form durch dem Magistrat eine 16 m lange Stahl Magirus Leiter übergeben. Die Leiter war das Prunkstück der Wehr und wurde bei vielen auswärtigen Feuerwehrfesten vorgeführt.

Die Kameraden der Wehr Kalbe waren immer rührig. So beteiligten sie sich bei den Erdarbeieten zum Bau der Badeanstalt vollzählig. Zu der Einweihungsfeier der Bezirksfeuerwehrschule in Heyrothsberge am 22.05.1938 nahm die Kalbenser Feuerwehr mit einer großen Delegation teil und bewertet die Schulungseinrichtung vorbildlich, um die feuerwehrtechnischen Kenntnisse zu festigen und zu erweitern.

Während des 2. Weltkrieges waren sehr viele Kameraden eingezogen, so daß im beschränktem Maße Dienst durchgeführt werden konnte. Bei der Besetzung durch die Amerikaner verschwand das erst vor wenigen Jahren angeschaffene neue Löschfahrzeug LF 25, dazu viel Schlauch- und Gerätematerial.
Der Wehr wurde kurze Zeit später ein anderes Löschfahrzeug LF 25 zugeführt und zur weiteren Ausbildung zur Verfügung gestellt.
Es wurde berichtet, daß die Wehr in den Jahren 1945 bis 1947 seit der Besatzung sehr oft im Einsatz war. Nach den damaligen erlassenen Bestimmungen mußten alle Kameraden über 60 Jahre aus der Wehr ausscheiden. Die neue Leitung wurde damals dem Kameraden W. Deutsch übertragen. Es gab neue Dienstvorschriften und Anweisungen, Festlegungen über Neueinstellungen, Wettbewerbsfestlegungen, Führung von Dienstbüchern und Anwesenheitslisten.

Das 60 jährige Bestehen war die erste größere Veranstaltung nach dem Krieg, an der sich auch die Wehren der Nachbargemeinden beteiligten. Das war auch gleichzeitig eine Veranstaltung zur Werbung neuer Kameraden.
Im Jahre 1951 übernahm die Leitung der Wehr Kamerad E. Fehse. Der Wehrleiter Deutsch wurde Distriktleiter. Auf Weisung der vorgesetzten Dienststelle wurde die aus der Wehr Kalbe das leistungsfähige Löschfahrzeug LF 25 abverfügt nach Gardelegen und dafür im Austausch ein Löschfahrzeug LF 15 geliefert. Als Grund wurde angegeben, daß für Fahrten innerhalb des Bezirkes ein Dieselfahrzeug benötigt würde, da für das LF 15 nicht genügend Benzin vorhanden sei. Entsprechend den vielen Einsätzen der Wehr Kalbe war das natürlich kein Argument, aber was half es.

Zwischenzeitlich wurde auf den Distriksfesten Wettbewerbe in Schnelligkeitsvorführungen beim Löschangriff sowie im Feuerwehrkampfsport vorgenommen. Die Wehr in Kalbe war durch intensives Traning immer gut vorbereitetund ging oftmals als Sieger hervor.

Im Dezember 1952 ereignete sich bei einem Großbrand in Packebusch ein tragisches Unglück. Der Kamerad Siegfried Schulze wurde durch herabfallende Mauerstücke verschüttet und mußte mit einer Rückgratverletzung, die ihn lange an ein Gipsbett fesselte, in das Krankenhaus Gardelegen eingeliefert werden.

Hier passierte es der damaligen Berufsfeuerwehr Gardelegen, daß sie bei Ablösung der Wehr Kalbe kein Wasser ansaugen konnte und die Kameraden der Kalbenser Wehr weiter im Einsatz bleiben mußten. Auch so etwas passierte schon mal.

Als Die Fundamente des Wasserturmes Kalbe geschachtet wurden, beteiligten sich alle Kameraden bei den Einsätzen.

Das Jahr 1953 war gezeichnet von Spannungen zwischen dem Abschnittsleiter Deutsch und der Abteilung der Feuerwehr Gardelegen, was zur Folge hatte, daß der Kamerad Deutsch ausscheiden mußte. Sechs weitere Mitglieder wurden auf Weisung ausgeschlossen.

1954 wurde der erst Spatenstich zum Bau des Kulturhauses des Kreises unter Mitwirkung der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe vollzogen. Es war auch hier wieder einmal die Feuerwehr, die ihren Einsatzwillen bekundete und sich an weiteren Einsätzen beteiligte. In diesem Jahr stellte der Wehrleiter Fehse sein Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Löschmeister Zisch.

Das 65 jährige Gründungsfest der Feuerwehr wurde in diesem Jahr mit großer Anteilnahme auswärtiger Wehren unter neuer Führung des Abschnittsleieters H.Lübke mit der Kalbenser Bevölkerung festlich begangen. Der neu gegründete Spielmannszug, unter Leitung des Kameraden F. Thormann, trat zur Freude der Kalbenser Bürger und sämtlicher Kameraden nunmehr zu diesem Fest und in der Nachfolgezeit ständig zu vielen Veranstaltungen auf, was bei dem 1. Maifeiertag bis zu 6 Auftritten bedeutete.

Ende des Jahres 1955 wurde das Amt des Wehrleiters vom Kameraden E. Hermann übernommen. Die Zuführung von immer neuerer Technik zog eine intensivere Aus- und Weiterbildung nach sich, so daß viele Kameraden zu Lehrgängen delegiert wurden.

Auch so etwas gab es.
Der Fackelumzug zum 70 jährigen Bestehen im Jahre 1959 marschierte in der Thälmannstraße, nachdem durch ein Gewitter über Kalbe bereits eine Verzögerung eingetreten war. Plötzlich beim Umzug ertönte die Sirene, und die Wehr eilte geschlossen zum Gerätehaus, um das durch Blitzschlag getroffene Stallgebäude des Gastwirts Seeger in Packebusch zu retten. Am nächsten Tag wurde das Fest wie geplant durchgeführt. Zu erwähnen ist besonders, daß die Zusammenarbeit mit der Abteilung Feuerwehr als außerordentlich gut in all den Jahren zu bezeichnen war.

Zum 60 jährigen Bestehen im Jahre 1969 war in der Feuerwehr eine Frauengruppe von 8 Mitgliedern vorhanden. Die Frauengruppe leistete im vorbeugenden Brandschutz durch Kontrollen in Wohnstätten eine sehr gut Arbeit, was eine wesentlich Entlastung der männlichen Kräfte zur Realiesierung anderer Aufgaben bedeutet. Schnell waren 10 Jahre vergangen und schon stand das 90 jährige Bestehen vor der Tür. Der 29. und 30. Juni 1979 waren ausgefüllt mit vielen Veranstaltungen und Vorführungen an denen sich die Bürger der Stadt und viele auswärtige geladene Feuerwehren beteiligten. Den Bürgern und Gästen konnte die umfangreiche und vielseitige Technik gezeigt und vorgeführt werden. Entsprechend der Vielseitigkeit und der ständigen Zuführung neuer Löschtechnik wurde dem Rat des Kreises und dem Rat der Stadt Kalbe (Milde) vorgetragen, sich dafür mit einzusetzten, daß Kalbe einen neuen Gerätehauserweiterungsbau erhalten muß, da für die Technik bereits anders Unterstellmöglichkeiten als Ausweichstellen genutzt wurden. Das bedeutet eine Verzögerung in der Ausrückezeit. Nachdem finanzielle Mittel bereitgestellt wurden, begannen die Kameraden der Feuerwehr sowie die Frauengruppe in Eigeninitiatve am 03.04.1984 unter Leitung des Feuerwehrfreundes W. Blume mit den Schachtarbeiten. Steine putzen sowie den nachfolgenden Bauarbeiten, wobei mit Unterstützung von Handwerkern und Betrieben das geräumige und schöne Gebäude am 03.10.1984 zum 35 Jahrestag der DDR als Geburtstagsprenset, einem Zweck in feierlicher Form durch Vertreter des Rat der Stadt übergeben und eingeweiht werden konnte. Der Grundwert für dieses Gebäude beträgt 169.698,00 Mark. Geleistet wurden von den Mitgliedern der Wehr 4980 Stunden, was eine Einsparungssumme von 66.000,00 Mark bedeuetet. Sämtliches Gerät ist nun geordnet gelagert und die Löschfahrzeuge LO 2000, LF 16 und TLF 16 sowie sämtliche Anhängefahrzeuge sind ausrückemäßig untergestellt. Im oberen Teil des Gebäudes befindet sich das Leiterzimmer sowie ein großer Schulungsraum. Der Wehr wurde der Titel „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr „ verliehen und sie wurde mit der „Medaille für Verdienste im Brandschutz" geehrt und ausgezeichnet.

Zu den polytechnischen Oberschulen unser Stadt bestehen gute Verbindungen durch das Vorhandensein von Arbeitsgemeinschaften „Junger Brandschutzhelfer" für deren Leistung die Kameradin Renate Pauls und der Feuerwehrfreund Heinz Kunze verantwortlich zeichnen. Wenn man die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Kalbe (Milde) und mit ihnen die Bürger der Stadt mit Unterstützung des Rates der Stadt das 100 jährige Bestehen festlich begehen, dann erfolgt das mit einem überaus festen und starken Gefühl des Stolzes, auf das in der Vergangenheit Geleistet und Erreichte und in der Zuversicht auch künftig mit aller Kraft dafür einzutreten, daß Brände verhütet werden und das auf die Freiwillige Feuerwehr Kalbe (Milde) weiterhin verlaß ist.

„Gut Wehr" Fritz Thormann Brandmeister

 
 
 
 
 
  
 

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