Geschichten über Kalbe Milde
 

 



 
Zweite Generation: unter den Wittelsbachern
Albrecht II. (W.26), Gebhard VII. (W.25), Friedrich III. (W.27).

Albrecht I. hatte drei Söhne, Gebhard VII., Albrecht II. und Friedrich III. Die Tochter Mechthild heiratete einen Knappen v. Redern. Gebhard VII. überließ mit seinen drei Söhnen, Gebhard, Johann und Heinrich, die jung verstarben, dem Paridam v. dem Knesebeck 1354 seine Besitzungen und Rechte zu Tylsen (bei Salzwedel), wo die Knesebecks künftig ihren Hauptsitz gründeten. Friedrich III. ist vor 1345 entweder gestorben oder geistlich geworden.

Albrecht II. (gest.1360) sah sich bald allein als Herr auf Calbe. Sein Werk war eine Neubefestigung der Burg."1" Er leitete die Milde, die bis dahin im Westen von Schenkenhorst um den Werder geflossen war, auf Dämmen heran, um die neu ausgehobenen Burggräben zu speisen und die Burgmühle zu treiben, für jene Zeit eine außerordentliche technische Leistung, die heute noch wirksam ist. Die Burg Albrechts I. hatte nur einen Ringgraben besessen. Albrecht II. verstärkte die Befestigungsanlagen und begann den Bau eines Systems von Gräben, die heute noch in Ober- und Untermilde, Vossflete und Schanzgraben bestehen, mit ihren befestigten Übergängen. In diesem Lande, das immerwährend von Kämpfen durchtobt war, und in dem Deutsche und Wenden einander nur feindlich gegenüberstanden, waren feste Ordnungen und Rechtszustände zu schaffen. Die Ackergewanne wurden den Bauern angewiesen, die Grenzen zwischen den Gemarkungen bezeichnet, Streitigkeiten von den burgherrlichen Richtern geschlichtet. Eine Fülle von Kulturarbeit war zu leisten.

Die Salzstraße Magdeburg–Lüneburg überschritt bei Calbe auf künstlichem Damm die sechs Kilometer breite, als Sumpfwald mit Erlen bestehende Mildeniederung. Von der Burg aus konnte der Damm auf Pfeilschuss- und Wurfspeerweite kontrolliert werden. Zwei Außenwerke, die Uhlenburg und die Schanze am Vossdamm bei Altmersleben, wurden angelegt, um die Beherrschung der Handelsstraße noch vollkommener zu gestalten, ferner das Bollwerk „Schanzbrücke“ am Wege nach Groß Engersen. Von der Uhlenburg führte ein breiter Graben bis zu dem Fleete (dem Kanal, der die Burggräben mit der Milde verband), am Hauptdamm entlang, der auf tausend Meter flankiert werden konnte. Die Burgherren waren für die Sicherung der Kaufleute und Erhaltung der Straßendämme verantwortlich, wofür ihnen die Zollerhebung zustand.

Infolge der Umstellung der Milde mit ihrem künstlich hochgelegten neuen Flussbett war es möglich, durch Überschwemmung (außer bei starkem Frost) den vorhandenen Schutz der Sumpfgebiete zur Uneinnehmbarkeit zu steigern. Neben Tangermünde war Calbe die größte der altmärkischen Burgen. Zu den Außenbefestigungen des Calbeschen Werders gehörte neben den kleinen Burgen Mehrin und Jeetze der Ringwall bei Altmersleben.

In Verbindung mit der durch Wasser gesicherten Stadt und den Außenwerken bot die Burg Raum für stärkere Heerhaufen und konnte nur durch großen Belagerungsring eingeschlossen werden. Die Erd- und Wasserwerke erwiesen sich denen aller vergleichbaren Burgen überlegen, (wie R. v. Kalben feststellt). Auch die Verproviantierung war durch mit geschützte Weizenböden und Viehweiden gesichert. Anderseits konnte Calbe nur mit starker Besatzung erfolgreich verteidigt werden. Außenwerke und Schanzgraben wurden im Anschluss an die Verlegung der Milde angelegt.

Wie in Gardelegen blieb in Calbe die Burg so weit von der Stadt getrennt, dass die Unabhängigkeit des Schlosses gewahrt blieb, im Gegensatz zu Tangermünde, Stendal und Salzwedel, wo wachsende Befestigung und Bedeutung der Städte die Burgen in den Schatten stellte. Calbe blieb Mediatstadt der Burgherren.

Neben der Burgmühle zu Calbe entstanden die Wassermühlen von Vienau und Beese, sowie die Vossmühle bei Vahrholz. „Durch die Schrecken verworrener Zeitläufe“, heißt es, „schützten die Alvensleben ihr Gebiet mit starker, bewaffneter Hand, sodass der Bauer friedlich seinen Acker bestellen konnte“.

Markgraf Ludwig der Ältere a. d. Hause Wittelsbach, der 1343 zur Herrschaft gelangte, weigerte sich, Albrechts Belehnung mit Westheeren bei Stendal zu bestätigen, Albrecht hielt es möglicherweise mit dem „falschen Woldemar“, jenem Abenteurer, der für den verstorbenen Markgrafen Woldemar ausgegeben wurde und von Erzbischof Otto von Magdeburg geleitet, die Altmark durchzog. Mit beiden verhandelte Albrecht II. in Stendal, 1351 auch mit Albrecht und Woldemar v. Anhalt, gleichfalls Gegner Markgraf Ludwigs. Albrecht II. war mit Sophie v. Oebisfelde vermählt, starb um 1360 und hinterließ drei Söhne.


mit freundlicher Genehmigung, entnommen der Chronik "Die Alvensleben in Kalbe - 1324-1945" von Dr. Udo v. Alvensleben-Wittenmoor verfasst 1920-1960 bearbeitet von Prof. Dr. Reimar v. Alvensleben

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Gutsarchiv Kalbe/Milde: Beschreibung des Gutes Kalbe a. d. Milde 1659. Rep. H. Kalbe/Milde, Nr. 8, Landesarchiv Sachen-Anhalt, Wernigerode.

   
  
 

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